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Und einmal in 4 Jahren …

Nun ist es wieder vollbracht. Die Stimmen sind abgegeben, wir haben nichts mehr zu sagen. Wie denn auch ohne Stimme? Wer keine Stimme mehr hat, wird eben nicht gehört. So einfach ist das. Also, ab an die Melkmaschine und das Heu gefressen, daß uns großzügigerweise vorgeworfen wird. Ziegen dürfen dabei gerne meckern, Rindviecher muhen. Es spielt keine Rolle.

Ich für meinen Teil nehme diesen alle vier Jahre vorkommenden Ausbruch an Demokratie mal zum Anlaß, über selbige zu schreiben.
Wie wir ja alle von klein auf gelernt haben, leben wir in einer Demokratie. Was Demokratie bedeutet, haben wir auch irgendwann mal gelernt: Das Volk regiert, oder die Macht geht vom Volke aus. Klingt doch toll, oder? Das Volk entscheidet, was mit ihm geschieht. Auch daß Demokratie das bestmöglichste Regierungssystem ist, wurde uns eingebläut. Nicht etwa im Religionsunterricht, wo Glaubensfragen eigentlich hingehören – und um genau so eine Glaubensfrage handelt es sich hierbei – sondern in Sozialkunde, Geschichte und weiteren Fächern. Eine reine Glaubensfrage, eine Weltanschauung wurde uns als feststehendes Faktum, als unumstößliche Tatsache verkauft. Sei’s drum, wer es oft genug brav repetiert hat, wurde dann auch mit einem entsprechenden Abschluß belohnt. Hinterfragen oder gar Zweifeln unerwünscht.

Lassen wir mal einfach diese Glaubensfrage außen vor, ob Demokratie nun gut ist oder nicht und widmen uns der Demokratie an sich. Wenn nun wirklich das Volk bestimmt, wo’s langgeht, wofür brauchen wir eigentlich Politiker? Um zu bestimmen, wo’s lang geht natürlich. In den meisten Fällen gegen den Willen des Volkes. Aber wie soll das denn gehen, wenn doch per definitionem die Macht vom Volke ausgeht? Ganz einfach: Mann verpaßt dem ganzen falschen Spiel einfach einen schicken Namen, in dem natürlich der geheiligte Begriff „Demokratie“ beinhaltet ist: Die parlamentarische Demokratie. Und weil es so schön klingt, und der Hauptbegriff ja darin enthalten ist, bringt man den armen kleinen Untertanen-Würstchen jetzt von klein auf bei, daß eben die parlamentarische Demokratie die bestmöglichste Regierungsform ist. Friß oder stirb.

Im Klartext bedeutet diese parlamentarische Demokratie, daß man als Würstchen jemanden wählt, der für einen die Entscheidungen trifft. Man selber wäre ja hoffnungslos damit überfordert, wirklich für alle wichtigen Bereiche selber eigene Entscheidungen zu treffen und auch dazu zu stehen. Das war zwar nicht immer so, aber es läßt sich antrainieren. Man muß nur früh genug damit beginnen. Dafür haben wir Schulen und eine entsprechende Schulpflicht. Nicht, daß am Ende noch jemand wirklich mündig wird. Es reicht völlig, wenn man entscheidet, wer für einen entscheiden soll,  wenn man also seinen eigenen Vormund wählt, weil man ja selber unmündig ist und es auch bleiben wird muß. Frei wählen darf man diesen Vormund auch nicht, vielmehr muß man aus einer Liste mit vorgegebenen Personen eine herauspicken, die dann der Vormund wird. Um uns Würstchen die Illusion einer wirklich freien Entscheidung aufrecht zu erhalten, dürfen wir alle 4 Jahre einmal eine Person aus dieser Liste als Vormund auswählen. Daran wäre an sich ja auch nichts auszusetzen. Jeder Mensch hat schließlich das Recht einen Führer oder eben Vormund für sich selber zu wählen.

Was für freie und mündige Menschen aber völlig unverständlich sein müßte, ist die Tatsache, daß einige Menschen für andere Menschen gegen deren Willen Führer bestimmen. Aus libertärer Sicht absolut untragbar. Und genau das tut man bei der Wahl einer Regierung. Man bestimmt, wer in den nächsten Jahren anderen Menschen vorschreiben soll, was die zu tun und zu lassen haben.

Um dem „I“ nun noch sein berühmtes Tüpfelchen aufzusetzen und für alle demokratiegläubigen Würstchen, die das immer noch toll finden, weil ja immerhin die Mehrheit bestimmt, wer regiert und die Minderheit sich dem eben beugen muß, hier mal ein paar knallharte Zahlen zu der berüchtigten Mehrheit, die voraussichtlich für die nächsten 4 Jahre die Regierung bilden wird.

Bei der letzten Bundestagswahl hatten wir hier in Deutschland 62.132.442 Wahlberechtigte.

Davon haben gerade mal 70,8 % gewählt.
Von diesen wiederum haben 1,7 % ihre Wahlzettel ungültig gemacht. Ob aus Unwissen oder mit Absicht sei mal dahin gestellt.

Bleiben unter dem Strich 69,1 % der wahlberechtigten Bürger, die wirklich ihre Stimme abgegeben haben. Unten in der Tabelle seht ihr in der linken Spalte die offiziellen Zahlen, in der rechten Spalte die tatsächlichen Prozent der Wahlberechtigten:

Partei Stimmen in % reale Stimmen in %
CDU 27,3 18,9
CSU 6,5 4,5
SPD 23 15,9
FDP 14,6 10,1
LINKE 11,9 8,2
GRÜNE 10,7 7,4
Sonstige 6,0 4,1
     
Regierung
CDU + CSU + FDP
48,4 33,4

Die zukünftige Regierung wurde also nicht, wie immer wieder fälschlicherweise behauptet, von der Mehrheit, sondern gerade mal von einem Drittel der wahlberechtigten Bürger dieses Landes gewählt. Ein Drittel der Bevölkerung bestimmt also nach den heutigen Spielregeln, wer sie und auch die restlichen zwei Drittel des Volkes regieren soll.
Vielleicht denkt mal der eine oder andere noch einmal über das indoktrinierte Schulwissen über die Demokratie und vor allem die parlamentarische Demokratie nach.

Mag sein, daß der Standpunkt „man muß sich dem Diktat der Mehrheit beugen“ für manche Menschen vertretbar ist.
Wie ist es aber mit der Realität: „man muß sich dem Diktat einer Minderheit von einem Drittel beugen“?

Nennen wir das Kind doch einfach mal beim Namen: Wenn eine Minderheit über die Mehrheit herrscht, ist das keine Demokratie mehr, dann ist es eine Diktatur.
In diesem unseren Lande ist es eine theokratische Diktatur. Und ob das wirklich die beste Regierungsform aller Zeiten ist, nun ja, das möge jeder für sich entscheiden.

Zum Schluß noch eine Definition für die Demokratie selber:
Demokratie ist, wenn zwei Wölfe und ein Schaf über die nächste Mahlzeit abstimmen.

In good old germany stimmen drei Wölfe in einem Stall mit sechs Schafen über die nächste Mahlzeit ab und erklären den Schafen anschließend, es sei ihr eigener Wille gewesen. Schließlich durften sie während der Abstimmung ja blöken, und sie haben klar, deutlich und unmißverständlich „määäh“ gesagt.

 

Verschnitzt noch mal

Ja, ich weiß: es ist Wahlkampfzeit. Und das heißt mal wieder, mit den dümmsten schrägsten Slogans auf Stimmenfang zu gehen. Denken war früher. Und offensichtlich verlassen sich unsere Polit-Leuchten mittlerweile auch voll und ganz auf die Dummheit ihres Stimmviehs.

wahlplakat

Eine der besten Anregungen dazu fand ich neulich bei unseren Grünschnäbelen: „Bäume statt Papier“ … wow. Welche Erleuchtung. Dabei stolperte ich über die Frage, ob sich dieser Ansatz aufgrund seiner Kürze überhaupt in seiner ganzen Tragweite für Michel und Erna erschließt.

Nehmen wir doch nur einmal den konkreten Fall eines der vielen Menschen, der sich zur Zeit auf Jobsuche befindet. Gut, abgesehen von eventuell eingeschränkten räumlichen Gegebenheiten und Kostenfaktor, hat dieser Ansatz so unheimlich viele Vorteile.

Da ist zum einen der Aspekt des Besonderen an der Bewerbung. Die soll doch möglichst individuell sein und sich von anderen abheben. Außerdem kann es nicht schaden, wenn der potentielle zukünftige Arbeitgeber sieht, daß man sich mit der an ihn gerichteten Bewerbung auch wirklich Mühe gegeben hat, Zeit und Arbeit darin investiert hat.

Zweitens haben wir dam einen tollen Ansatz gegen die Langeweile, unter der ja nach landläufiger Meinung alle Arbeitscheuen Arbeitssuchenden leiden. Wer schnitzt, kommt nicht auf dumme Gedanken.

Zum Dritten ist das Schnitzen eine der Tätigkeiten, bei der sich recht leicht eine besondere Form des Glücks, der sogenannte Flow einstellt.

Und natürlich nicht zu vergessen: wenn man nur genügend Bewerbungen schnitzt, statt einfach nur an einem Computer tippt (meistens nur partiell abändert – Das ist beim Schnitzen nicht mehr möglich), hat man ein weiteres, zukünftig wenn dieses Konzept in Mode kommt, sehr gefragtes Handwerk gelernt, in dem man nun seine Dienste anbieten kann.

Alles in Allem also ein wunderbarer Ansatz.

Ein Zurücksenden der Bewerbungsunterlagen entfällt komplett (tut es ja heute schon in 70 % der Fälle aus Faulheit oder Ignoranz), da diese ja nun sehr individuell und daher nicht wiederverwendbar sind. Dafür hat der zukünftige potentielle Arbeitgeber immer genug Holz zum Heizen zur Verfügung. Falls er sehr nett ist und bereits genug Holz gesammelt hat, oder seine Lagerkapazitäten dafür erschöpft sind, kann er sie ja trotzdem zurücksenden. Dann hätte der Bewerber ebenfalls Heizholz zur Verfügung.

Ein paar kleine logistische Probleme müßten freilich noch geregelt werden, vom Transport über den Arbeitsplatz zum Schnitzen hin zu der Lagerung. Aber das sollte unseren Grünen nicht weiter schwer fallen.

holztrans2holztrans1Das war eben nur ein kleines Beispiel. Um wie viel größer wird das Spektrum, wenn wir an die Ansichtskarte, die Glückwunschkarte zu Geburtstag, Weihnachten, Ostern, etc., den Liebesbrief und vieles mehr denken.

Gut, vieles wird heute ja auch nur noch rein elektronisch übermittelt, vielleicht wird es dann noch mehr. Aber sicher bleiben einige wenige Menschen, die die persönliche Art des Schreibens (neuerdings Schnitzens) bevorzugen.

Wo wir schon mal bei elektronischer Datenvermittlung und Speicherung sind: Wie lange müssen mancherorts Dokumente und Formulare ausgedruckt (also auf Papier) und säuberlich in Ordner abgeheftet, aufgehoben werden? Zeugnisse? Patientenakten? Rechnungen?
Hier tut sich gerade ein riesig großer, neuer Industriezweig auf:  Zur Erstellung, Transport, Lagerung und was weiß ich was alles noch.

schreibtisch

„Bäume statt Papier“ … Ja, eine tolle Idee. Aus der Krise hilft nur Grün. Gut, viel Grün wird es dann bald nicht mehr geben, wenn jeder gleich ganze Bäume beschnitzt statt Papier zu beschreiben / bedrucken. Außer politisch natürlich. Aber wir wollen ja mal nicht so kleinlich sein, oder?

Back to the roots … aber nicht altmodisch in Stein meißeln, sondern innovativ und modern in Bäume schnitzen. Entschleunigen wir also endlich mal unsere schnelllebige Zeit.

Verbrecherkinder

Kiel/Wahlstedt (dpa) – Die brutale Misshandlung eines 13-Jährigen während einer Klassenfahrt wird vermutlich keine rechtlichen Konsequenzen haben. Der gleichaltrige Beschuldigte ist noch nicht strafmündig.

Mal wieder einer dieser Fälle, die Menschen wie mich fast sprachlos machen.
Laut einem Artikel in der Zeit online wurde ein 13-jähriger Schüler auf einer Klassenfahrt von einem gleichaltrigen Mitschüler mißhandelt. Genauer gesagt „mit einem Holzstab vergewaltigt“. Umringt von den Klassenkammeraden.

Aber da der Täter erst 13 ist und somit nicht strafmündig, darf er das ja und es wird nicht einmal weiter ermittelt.
Wie kann es denn sein, daß jemand, der durchaus fähig und in der Lage ist, brutalste Straftaten zu begehen, per definitionem in unserem Gutmenschen-Staat nicht strafmündig ist? Meiner Meinung nach kann das Alter niemals ein Argument für Straf(un)mündigkeit sein. Wer Verbrechen begehen kann und es tut, der ist durchaus in der Lage auch die Konsequenzen zu tragen. Eine bewußte Vergewaltigung eines Mitschülers mit einem Holzstab mit dem Argument „es sind doch nur Kinder“ abzutun, überschreitet bei Weitem die Grenze meines Verständnisses. Nur weil man die Tat mit Worten wie

Offensichtlich hätten die Schüler «grobe Scherze» gemacht, die dann «in Handgreiflichkeiten» eskaliert seien.

verharmlost, wird sie nicht harmloser.

Weiter lese ich, daß der Täter vorher bereits „mehrfach wegen Übergriffen auffiel“. Warum nimmt man so jemanden denn überhaupt mit auf eine Klassenfahrt? Auch das wird sehr kompetent von der Schulrätin beantwortet:

Die Kinder «sollen ja integriert werden. Die Lehrerin hat sich das zugetraut».

Integriert, soso. Natürlich, das Totschlägerargument überhaupt. Unter dem Deckmäntelchen der Integration ist alles möglich und auch erlaubt. Außerdem sagt mir dieses eine kleine Wörtchen auch genug über den kulturellen Hintergrund des Täters, der natürlich ansonsten nirgendwo im Artikel erwähnt wird. Wer Gutmenschensprech kennt, der kann (und muß) eben seine Informationen zwischen den Zeilen und Worten herauspicken.
Was den Hintergrund des Opfers betrifft, auch den glaube ich zwischen den Zeilen erkennen zu können: Die Mutter sieht eine «grobe Verletzung der Aufsichts- und Sorgfaltspflicht» und erstattet Anzeige deswegen.
Noch Fragen?

Und willst du nicht mein Bruder sein, ….

…dann schlag ich dir den Schädel ein.
Dieses Motto des Kommunismus erobert jetzt auch unsere viel-gerühmte Demokratie. Zwar mit anderem Wortlaut, aber dem selben Sinn: „Demokratie ohne Demokraten funktioniert nicht“. Na, so was. Und wenn nun einmal das Wählen angeblich und nach offiziellem Glauben eine Demokratie ausmacht, und die Leute nicht wählen wollen, dann muß man sie eben zwingen. Also, immer her mit der Wahlpflicht. Ein weiteres, wunderbares Oxymoron. Die Pflicht, etwa zu wählen – der Zwang, ein Recht in Anspruch zu nehmen. Eine weitere äußerst seltsame Blüte der Schein-Demokratie. Aber passend zu dem Dreifach-Oxymoron „sozialer Rechts-Staat“.
Als eigentlicher Fan von Oxymora liebte ich schon als Kind das weit bekannte Gedicht(dessen etwas aufwändigere Version ich jetzt unbedingt mal los werden möchte):

Dunkel war’s, der Mond schien helle,
schneebedeckt die grüne Flur,
lautlos brüllte die Natur,
als ein Wagen blitzeschnelle
langsam um die runde Ecke fuhr.
Drinnen saßen stehend Leute,
schweigend ins Gespräch vertieft,
als ein totgeschossener Hase
auf der Sandbank Schlittschuh lief.
Und der Wagen fuhr im Trabe,
rückwärts einen Berg hinauf.
Droben zog ein alter Rabe,
gerade eine Turmuhr auf.
Ringsherum herrscht tiefes Schweigen
und mit fürchterlichem Krach
spielen in des Grases Zweigen
zwei Kamele lautlos Schach.
Und auf einer roten Bank,
die blau angestrichen war,
saß ein blondgelockter Knabe
mit kohlrabenschwarzem Haar.
Neben ihm ’ne alte Schachtel,
zählte kaum erst sechzehn Jahr,
kaute eine Buttersemmel,
die mit Schmalz bestrichen war.
Droben auf dem Apfelbaume,
der sehr süße Birnen trug,
hing des Frühlings letzte Pflaume,
und an Nüssen noch genug.
Von der regennassen Strasse
wirbelte der Staub empor.
Und ein Junge bei der Hitze
mächtig an den Ohren fror.
Beide Hände in den Taschen.
hielt er sich die Augen zu.
Denn er konnte nicht ertragen,
wie nach Veilchen roch die Kuh.
Dieses dichtete der Goethe
als er eines Morgens späte
schlafend auf dem Nachttopf saß
und den Münchner Merkur las.

Als er laut denkend herausfand,
wie er seiner Wahlpflicht gar
im sozialen Rechtsstaat Deutschland
nachkommen konnte. Und zwar
durch das Ankreuzen mit roten
Blümchen in hellblauer Schrift
deren Tinte – trotz Verboten –
grün herausschießt aus dem Stift.

Danke, Herr Thießen, für die Inspiration der Fortführung dieses wunderbaren Gedichtes.

Schalten wir doch mal kurz wieder unser Gehirn ein und überlegen, wie sich eine Wahlpflicht durchsetze ließe. Die Antwort ist eigentlich klar: Gar nicht. Alles was sich durchsetzen ließe, wäre eine Pflicht, sich in eine Anwesenheits-Liste bei den Wahllokalen einzutragen. Soll die Wahl weiter geheim und frei bleiben, wird nichts und niemand kontrollieren können, ob jemand wirklich ein Kreuzchen auf den Zettel macht, oder gar mehrere Kreuzchen, oder ein paar schöne Bildchen malt.
Nein, nicht einmal eine Pflicht, sich in eine Anwesenheits-Liste bei den Wahllokalen einzutragen könnte man durchsetzen, denn es gibt ja noch Krankheiten, oder Ortsabwesenheiten aus wichtigem Grund, die den Gang zur Urne verhindern können. Klar, dafür gibt es die Möglichkeit der Briefwahl. Aber kann man vorher ahnen, daß man just am Wahltag von schrecklicher Übelkeit und Magenkrämpfen gebeutelt wird? Konsequenterweise müßte man dann noch eine Möglichkeit der Briefwahl NACH der Wahl einführen. Und wie lange setzen wir die Frist dafür? Könnte ja jemand gerade für längere Zeit verreist sein. Ach so, wir leben ja in einer Demokratie, also liegt die Lösung ganz nahe: Verbote von Reisen jeglicher Art, Ortsabwesenheit und auch von Krankheiten am Wahltag. Die angestrebte Wahlpflicht hat über jedem individuellen und persönlichen Recht des Einzelnen zu stehen. Und auch über jeder höheren Gewalt. Schließlich heißt es nicht umsonst: „Ich bin die Demokratie, dein Gott. Du sollst keine anderen Rechte haben neben mir.“

Übrigens, Herr Thießen: als braver und gut dressierter Bürger bin ich meiner (noch nicht vorhandenen) Wahlpflicht bisher immer nachgekommen. Will heißen, ich habe schon immer etwas auf die schönen Zettel, die mir zugeschickt wurden, gezeichnet. Mal einfarbig, mal bunt – mal mehr und mal weniger kreativ, immer ganz nach Lust und Laune am jeweiligen Tag. Werde ich auch weiterhin so handhaben.
Das Lustige dabei ist, daß ich mich dabei in einer Art Niemandsland bewege. Jemand, der seinen Wahlzettel ungültig macht, wird bei der Wahlbeteiligung als Beteiligter gezählt, trotzdem wird seine Stimme nicht mitgezählt. Warum soll ich meine Stimme denn auch abgeben? Ich brauche sie noch und ich benutze sie selber.
Vor diesem Hintergrund noch eine kleine Anmerkung: Die katastrophale Wahlbeteiligung von nur 43,3 % ist noch ein kleines bißchen kleiner. Bei diesen 43,3% sind nämlich 2,2 % ungültige Stimmen dabei, also ist die effektive Wahlbeteiligung gerade mal 41,1%. An dieser Stelle herzlichen Dank an eifrei, die auch die ungültigen Stimmen aufgelistet haben.

Leute, behaltet eure Stimmen, ihr braucht sie vielleicht auch noch mal. Wer seine Stimme abgibt, braucht sich nicht wundern, daß er anschließend nichts mehr zu sagen hat. Hach, ich liebe Wortspiele – fast so sehr wie Oxymora.

Beliebtheitswettbewerbe

Sie sind ja zur Zeit sehr in Mode, diese Beliebtheitswettbewerbe. Superstars, Supertalente, Supernudeln Topmodels, Superschauspieler, Supermagier und was weiß ich noch alles. Die Sendungen schießen wie Pilze aus dem TV-Boden und sie kommen offenbar unheimlich gut an beim Publikum. Ich vermute, es ist die Interaktivität dieser Sendungen, die sie so beliebt machen. Der Zuschauer ist dabei nicht mehr nur Zuschauer, sondern auch Schiedsrichter. Michel darf mitbestimmen, wer gewinnt.  Er wird nach seiner Meinung gefragt, darf  per Anruf wählen wer gewinnen soll – oder zumindest glaubt er das. Der ansonsten fast völlig entmündigte Bürger hat hier endlich mal die Chance wenigstens das Gefühl zu haben, es liege an ihm und an seiner Stimme zu entscheiden, wer gewinnt. Ist es nicht toll Macht zu haben, etwas zu sagen zu haben, mitbestimmen zu dürfen. Selbst bei den Sendungen in denen nur eine Jury den Sieger bestimmt, kann Michel sich einbringen:
Ist sein Urteil richtig, tut das dem Selbstwertgefühl unglaublich gut.
Ist das eigene Urteil falsch, kann man sich stundenlang über die Dummheit und Inkompetenz der Jury auslassen. Man selber würde es sicher wesentlich besser machen.

Rufen wir uns jetzt mal die Hauptaufgaben der Medien kurz wieder in Erinnerung:
1. Das Prinzip der Ruhigstellung des Volkes durch „Brot und Spiele“ zu gewährleisten, in dem sie den Faktor Spiele abdecken.
2. Das Aktivieren unserer indoktrinierten Programme durch Drücken der entsprechenden Knöpfe.

Was hier in den ganzen Super-Sendungen stattfindet, ist nichts anderes als ein Trainingsprogramm für den entmündigten Bürger, der in den letzten Jahren immer mehr beschlossen hat sich auch entsprechend zu verhalten und seine Stimme nicht mehr abzugeben, wenn er dazu aufgefordert wird. Wir werden für die richtig wichtigen Beliebtheitswettbewerbe trainiert, die dieses Jahr wieder auf uns zukommen. Der erste gleich am Samstag: der „Eurovision Clown Contest“. Zwar nicht durch Anrufen einer teuren Telefonnummer sondern durch Malen eines Kreuzchens auf einen Stimmzettel. Bleibt nur zu hoffen, daß Michel mittlerweile durch unzählige Wahlen per Anruf (wer kommt weiter in die nächste Sendung? Wer muß zur Dschungel-Prüfung? Wer fliegt raus und muß das Haus verlassen?) endlich kapiert hat, daß es auf seine Stimme ankommt. Er kann wirklich etwas entscheiden, hat wirklich etwas zu sagen, kann mitbestimmen. Wenn er das nur endlich, endlich begriffen hätte.

Im September dann der nächste richtig wichtige Beliebtheitswettbewerb: „Deutschland sucht die Supermelker“. Da dürfen und sollen wir dann selbst bestimmen, wer uns die nächsten vier Jahre kontrollieren, gängeln, bevormunden, bedrohen und bestehlen darf. Auch hier, bitte nicht vergessen: Deine Stimme zählt wirklich, du hast etwas zu sagen. Du darfst selber entscheiden zwischen Teufel, Satan und Beelzebub. Auch dafür wurdest du die letzten Jahre ununterbrochen trainiert in interaktiven TV-Spielen.

Unser TV hat alles getan, um die in der Schulzeit eingepflanzten Knöpfe zu drücken und die entsprechenden Programme zu starten. Falls irgendwer jetzt immer noch Zweifel hat, bitte mit mir gemeinsam repetieren:
. Die Demokratie ist die einzige legitime, gute und menschliche Regierungsform.
. Wir müssen froh sein, in einer Demokratie zu leben, in der alle Macht von uns, dem Volke ausgeht.
. Wer nicht wählt, vertut seine Chance, mitzubestimmen, wie es mit uns, unserem Leben und unseren Mitmenschen weitergeht.
. Wer nicht wählt, gibt seine Stimme automatisch denen, die er am wenigsten wählen würde (denn wer nicht für mich ist, ist gegen mich. Und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut)
. Als mündiger Bürger ist man verpflichtet ein Kreuzchen auf einem Zettel zu zeichnen, durch das man beweist, daß man in der Lage ist bei klarem Bewußtsein Kreuzchen zu zeichnen.
Das dahinter stehende Prinzip erklärt am Besten der „architect“ in Matrix reloaded:

As I was saying, she stumbled upon a solution whereby nearly 99.9% of all test subjects accepted the program, as long as they were given a choice, even if they were only aware of the choice at a near unconscious level.

Da es schon etwas länger her ist, möchte ich noch mal mein persönliches politisches Lieblingszitat hier anbringen, nur für den Fall, daß der eine oder andere es schon vergessen haben sollte. Es schildert so schön die Einstellung unserer Politiker.
Franz Müntefering (SPD): „Wir werden als Koalition an dem gemessen, was in Wahlkämpfen gesagt worden ist. Das ist unfair!“ Schließlich habe es zwischendurch die Bundestagswahl gegeben …
Ist es nicht goldig? Aber auch ohne diese herzallerliebste Einstellung gibt es vieles was man bedenken sollte, bevor man seine Stimme abgibt. Was tun wir eigentlich wirklich wenn wir wählen?

Wir bestimmen jemanden, der für uns sprechen soll.
Wir bestimmen jemanden, der in unserem Namen Entscheidungen treffen soll: über uns selbst sowie über unsere Mitmenschen, Nachbarn, Kollegen, Freunde und Feinde. Entscheidungen darüber
1. wieviel Geld uns und unseren Mitmenschen zukünftig gestohlen werden soll.
2. was mit dem von uns gestohlenen Geld passieren soll und wofür es verwendet wird.
3. welchen Menschen mehr und welchen Menschen weniger Geld gestohlen werden soll.
4. welche Menschen mehr und welche weniger des gestohlenen Geldes erhalten sollen.
5. Wann, wie und wofür sie das erhaltene Geld einsetzen sollen.
6. Wieviel des von uns gestohlenen Geldes uns in welcher Form zurückgegeben werden soll.
7. was wir tun, sagen, schreiben, denken und glauben sollen.
8. was wir nicht tun, sagen, schreiben, denken und glauben dürfen.
9. wie wir mit unserem Leben, unserer Gesundheit, unserer Freiheit und unserem Eigentum umzugehen haben.
10. wann und in welchem Maße wir von wem überwacht und kontrolliert werden sollen.

Viele können sich sicher noch erinnern wie es in der Kindheit und Jugendzeit war, als man sich nichts sehnlicher wünschte als endlich erwachsen zu werden, um nicht mehr bevormundet zu werden und seine Entscheidungen selber treffen zu können. „Tu dies nicht“, „tu das nicht“, „wie sagt man da?“, „zieh dir Socken an, du erkältest dich“, „komm sofort da runter, du fällst sonst“, „jetzt ab ins Bett und keine Widerrede“, „spätestens um 22:00 bist du zu Hause“, „die Typen sind kein Umgang für dich“, „sei nicht so frech“, „gegessen wird, was auf den Tisch kommt“, „solange du deine Füße unter meinen Tisch…“, etc.
Dann irgendwann: endlich erwachsen, jetzt kann ich selber entscheiden. Keine Zwänge, keine Bevormundung mehr, essen, wenn man Hunger hat; schlafen, wenn man müde ist; anziehen, was man möchte; selber entscheiden, ob man friert oder nicht, wohin man geht, wann man kommt, mit wem man Umgang pflegt.
Aber leider haben sich die Meisten inzwischen so daran gewöhnt bevormundet und gegängelt zu werden, daß sie die Selbstständigkeit und Eigenverantwortung völlig verlernt haben. Sicher, es macht Spaß selber über sich zu entscheiden. Aber dann auch die Konsequenzen dafür selber zu tragen? Das ist dann doch etwas völlig anderes. Und selbst wenn man durchaus verantwortungsbewußt ist und selber für sich entscheiden kann – da sind ja noch die Anderen. Und die können es sicher nicht. Das ist das Hauptdilemma an der ganzen, verfahrenen Situation: Jeder meint, durchaus für sich selber entscheiden zu können, gesteht diese Fähigkeit und dieses Recht aber den Anderen nicht zu. Die Anderen die brauchen jemanden, der ihnen zeigt wo ihre Grenzen sind. Die Anderen müssen von jemandem regiert werden. Die sind zu dumm zu wissen, was gut für sie ist. Ich wüßte es ja, aber auf mich hören sie ja nicht. Also wähle ich jemanden, der Macht hat und diese – falls nötig – auch mit Gewalt durchsetzen kann, der den Anderen sagt, was sie tun und lassen sollen. Dabei übersehen wir leider oft, daß diese(r) Machthaber nicht nur für und über die Anderen, sondern auch für und über uns entscheiden wird, und auch gegen uns seine Entscheidungen – falls nötig – mit Gewalt durchsetzen wird.
Wenn wir nur ein wenig wirklich objektiv nachdenken: gibt es wirklich irgend jemanden außer uns selbst, der UNSERE Interessen vertritt? Spielen wir doch mal zwei Beispiele in Gedanken durch:

Wir fahren mit dem Auto auf der Autobahn Richtung Süden. Irgendwo unterwegs steht ein Tramp an der Straße, der gerne mitgenommen werden will. Weil wir nett sind, nehmen wir ihn mit. Nachdem wir feststellen, daß unser Tramp auch nach Süden will, sollten wir ihm gleich die Schlüssen übergeben, ihn fahren lassen und es uns hinten auf dem Rücksitz bequem machen. Wir haben schließlich beide das selbe Ziel, oder? Süden halt. Also vertrauen wir doch darauf, daß unser Tramp uns mit Sicherheit zu unserem eigenen Ziel fahren wird, um dann auszusteigen und eine andere Mitfahrgelegenheit zu seinem Ziel zu suchen. Ist doch logisch, oder?

Wir müssen noch einige Einkäufe tätigen und eilen durch die Fußgängerzone. Ein Bettler am Straßenrand erscheint uns recht sympathisch. Wieso geben wir ihm nicht einfach 50 €, sagen ihm kurz, was wir brauchen oder geben ihm unseren Einkaufszettel mit, setzen uns dann ins Straßencafe, genießen einen Kaffee und warten, bis unser Bettler mit den Einkäufen wiederkommt? Mit Sicherheit wird er uns auch noch unser Restgeld fein säuberlich auszahlen und sich anschließend tierisch freuen, wenn wir ihm 1 € in seine Mütze werfen.

Wenn uns bei diesen Beispielen nun zum Lachen zu Mute ist, wieso um Alles in der Welt vertrauen wir denn dann darauf, daß irgendein wildfremder Mensch, nur weil er Politiker ist, UNSERE Interessen vertreten wird? Ist dieses Vertrauen durch irgend etwas gerechtfertigter als das in den Tramp oder den Bettler? Durch seine Kleidung, seine Frisur, sein Lächeln oder wodurch?

Hier nun noch ein nettes Video von Stef Molyneux zum Thema Wahlen, in dem er die Sache aus seiner Sicht herrlich auf den Punkt bringt. Viel Spaß damit.

Übrigens Nicht-Wählen ist keine Lösung. An einer geringen Wahlbeteiligung ist aus Prinzip das Wetter schuld. Egal, ob es zu schön oder zu schlecht ist. Nein Leute, macht bitte euer Kreuzchen, aber macht es richtig:
Entweder ganz groß über den ganzen Wahlzettel, oder aber viele kleine Kreuzchen, in jeden der schönen Kreise eines. Damit zeigt ihr erst richtig, wie gut ihr bei klarem Bewußtsein Kreuzchen zeichnen könnt. Vor Allem zeigt es, daß es nicht mangelndes Interesse oder das Wetter ist, sondern eine bewußte Entscheidung. Einer alternativen Ausschmückung des Ganzen mittels netter Textchen, Blümchen, Bienchen und Sonstigem steht nichts im Wege. Laßt eurer Kreativität freien Lauf.

Wahrheit – ein Bausatz (Supplement)

Auch wenn der vorige Eintrag nun wirklich lange genug ist – für viele vermutlich viel zu lang – habe ich noch eine Ergänzung dazu.
Der nicht zu unterschätzende Punkt der selektiven Wahrnehmung.
Im Bereich Psychologie / NLP habe ich ja schon auf die Selektion der Wahrnehmung durch unsere Sinne und den Filter hingewiesen. Zwei sehr gute Beispiele hierfür sind die beiden ersten Anekdoten unter http://urey.de/sicht.html Die Blinden mit dem Elefanten und die Straße. Sie beschreiben recht anschaulich, wie sich die subjektive Wahrheit manchmal von der objektiven unterscheidet.

Nun wird dieser Mechanismus wie bereits erwähnt, auch angewandt um uns durch Vorsetzen selektierter Informationen zu manipulieren. Die Beispiele im vorigen Text betreffen vor Allem Informationen in Wort und Schrift. Dabei habe ich einen sehr wichtigen Aspekt ausgelassen, nämlich die Information durch Bilder.
Das sprichwörtliche „ein x für ein u vormachen“ dürfte den Meisten bekannt sein. Viele wissen sicher auch um die Herkunft dieser Redewendung, trotzdem möchte ich kurz darauf eingehen, für diejenigen, die sie noch nicht kennen: Dazu müssen wir uns mit den römischen Ziffern auseinandersetzen, die auch noch den Meisten bekannt sein sollten. Da haben wir einmal das „V“ für 5, das „X“ für 10, außerdem L=50, C=100, D=500, M=1000. Dazu sollte man noch wissen, daß bei den guten alten Römern das „U“ und das „V“ identisch waren. Erfinderische Leutchen kamen nun auf die schlaue Idee, bei z. B. Schulden von VII (=7) Denar einfach die Beinchen des V nach unten zu verlängern, wodurch ein XII (=12) entstand.

Was hat das nun mit heute und hier und mit der Manipulation von Informationen zu tun? Sehr viel. Denn in TV und Presse wird sehr viel mit Bildern gearbeitet. Und da ist es ziemlich leicht, den Zuschauern / Lesern ein „V für ein X vorzumachen“. So kann man aus der ganzen Information

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nur einen Teil vermitteln, indem man einfach nur den oberen Teil abbildet. Es entsteht ein völlig anderer Sinn.

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Auch wenn römische Ziffern nicht gerade den Hauptteil der Bilder in Presse und TV ausmachen, dieses Prinzip läßt sich nahezu grenzenlos anwenden. Sind bei einer Demo zum Beispiel unter 200 friedlichen Demonstranten auch 10 chaotische Steinewerfer dabei, kann man durch Selektion genau diese abbilden und den Rest ausblenden. Auch hier entsteht eine von der Realität völlig abweichende Information. Bei Reportagen über Armut in bestimmten Gebieten, Städten, Ländern kann man bei Bedarf den Fokus auf einige wenige arme Häuschen am Stadtrand richten und die großen, schmucken Häuser im Stadtinneren unterschlagen – oder eben anders herum, je nachdem, was man de Zuschauer zeigen möchte. Leider wird sehr oft genau so gearbeitet.

Wahrheit – ein Bausatz

Morgens, beim Frühstückskaffee hörte ich im Radio mal wieder die Werbung für die TV-Serie ‚Eine für Alle’:

90 % aller Banker sind Männer. Es waren also die Männer, die uns in die größte Wirtschaftskrise des Jahrhunderts gestürzt haben. Und diese Versager behaupten, Frauen können nicht mit Geld umgehen.

Die diversen Werbespots für diese TV-Serie spielen mit den gängigen Vorurteilen über Frauen. Natürlich hagelte es Beschwerden aus der Männerwelt, die nicht als „lebendes Verkehrshindernis, herumirrender Gockel oder Versager bezeichnet” werden wollen. In Zeiten der Antidiskriminierung, des sexistischen Beleidigtseins und des ‚gender mainstreaming’ eigentlich logisch. Wann und wo ist den Deutschen eigentlich der Humor abhanden gekommen? Ich für meinen Teil kann über diese Werbespots selbst als Mann herzlich lachen. Es sind erstens Werbespots und zweitens spielen sie in herrlich überspitzter Manier mit Vorurteilen und Klischees. Etwas ganz anderes wäre es freilich, wenn es eine offizielle Nachrichten-Meldung wäre. Was mich auch gleich zum eigentlichen Sinn dieses Eintrags führt. Wieder einmal gingen meine Gedanken auf Reisen und wanderten von diesem Werbespot zu der Erstellung von Nachrichten und dem Umgang mit der Wahrheit in Politik und MSM.

So würde es mich überhaupt nicht wundern, wenn oben genanter Werbespot tatsächlich eine Nachrichtenmeldung wäre. Denn in der heutigen BRD wird Wahrheit in vielen Bereichen auf genau diese Art und Weise erstellt und verbreitet. Obwohl, in den Nachrichten würde sich die Meldung noch ein wenig anders anhören: „Untersuchungen haben ergeben, daß an der momentanen Finanz- und Wirtschaftskrise zu 90 % die Männer schuld sind“.

Nun ist Wahrheit ein nicht eindeutig klar zu definierender Begriff. Wer sich mit den verschiedenen Definitionen auseinandersetzen möchte, dem wünsche ich viel Spaß.
Darum hier mal meine ganz eigene Definition von Wahrheit, um klarzustellen worüber ich hier schreibe: Wahrheit = die objektive Beschreibung der tatsächlich vorhandenen Realität. Nun ist diese für Menschen nicht wirklich möglich, denn jeder Mensch unterliegt seiner eigenen Wahr-nehmung und erstellt sich dadurch seine ganz eigene, rein subjektive Wahrheit.
An dieser Stelle möchte ich einen kleinen Ausflug in die Welt der Psychologie / NLP unternehmen. Wer darauf keine Lust hat, darf jetzt gerne zum nächsten Bild aus dem Bausatz „Wahrheit“  scrollen.

wahrheitDie eigene, subjektive Wahrheit eines jeden Menschen besteht aus den Teilen der tatsächlich vorhandenen Realität, die er 1. mit seinen Sinnen aufnehmen kann, und die 2. von seinem Filter (Zensor) zu seinem Bewußtsein durchgelassen werden. So kommt immer nur ein kleiner Teil der ganzen Realität in der Innenwelt an, die noch dazu von Mensch zu Mensch verschieden ist. Was wir also für Wahrheit halten, sind speziell von uns für uns angefertigte Modelle. Die Summe unserer Modelle, also unsere subjektive Wahrheit nennt man auch unser Weltbild. Im NLP gibt es einen wichtigen Leitsatz, der diesen Sachverhalt ganz gut erklärt: „Die Landkarte ist nicht das Gebiet“. Hier eine kleine Skizze, die das Ganze veranschaulichen soll:

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In der ersten Stufe wird schon einmal ein großer Teil der Realität gefiltert. Einerseits durch die allgemeine Beschränkung der Sinne (Ultraviolett, Infrarot, Ultraschall, Infraschall, Aura, und vieles mehr) andererseits durch individuelle zusätzliche Beschränkungen (Schwerhörigkeit, Kurz- oder Weitsichtigkeit, Farbenblindheit, Hornhaut, Störung der Geruchs- Geschmacksrezeptoren, etc.).
Von dem nun übriggebliebenen Teil der Realität filtert nun der Zensor eine weitere Menge an Informationen heraus um sie an unsere Innenwelt und unsere Modelle anzupassen. Diese Modelle sind stark abhängig von unseren bisher gemachten Erfahrungen und den Einflüssen, denen wir bisher ausgesetzt waren (kulturell, religiös, gesellschaftlich, intellektuell, emotional). Unsere Modelle stehen in Wechselwirkung mit dem Filter. Sie entstehen durch die Teile der Realität, die der Filter zu unserer Innenwelt durchläßt,  beeinflussen ihrerseits aber wiederum den Filter. Je mehr wir also (kennen)lernen, um so größer und weiter werden die Modelle. Je größer unsere Modelle sind, um so mehr läßt der Filter durch, wodurch sich die Modelle wieder vergrößern, u. s. w. Das nennt man gemeinhin Horizonterweiterung. Hat ein Mensch einen kleinen / niedrigen Horizont, heißt das im Grunde genommen nichts anderes, als daß seine Modelle (noch) recht klein sind.
Es steht jedem jederzeit offen, sie zu erweitern. Die drei wichtigsten Hilfen dabei sind Interesse, Achtsamkeit und Offenheit. Gedankenexperimente, Paradigmenwechsel, sich in andere hineinversetzen, Humor und Spiele sind wunderbare Werkzeuge um den Filter durchlässiger zu machen. Auch möglichst breitgefächerte Information durch Bücher, Filme, Internet und Gespräche mit Mitmenschen helfen immens.

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Kommen wir nun wieder zum Wahrheits-Bausatz. Als wäre es nicht schon schlimm genug, daß jeder Mensch in seiner selbstgefilterten Wahrheit lebt, werden die selben Mechanismen zusätzlich von Politik und MSM angewandt, um uns mit Informationen zu versorgen, von denen sie uns glauben machen wollen, sie entsprächen der Wahrheit. Die Hauptmechanismen mit denen gearbeitet wird sind auch hier wieder Generalisierung, Tilgung und Verzerrung. Oder einfacher: Verallgemeinern, Verschweigen wichtiger Zusatzinformationen, Verwischen der Zusammenhänge (aus dem passenden Kontext reißen).
Analog zu dem oben von mir konstruierten Satz: „Untersuchungen haben ergeben, daß an der momentanen Finanz- und Wirtschaftskrise zu 90 % die Männer schuld sind“ ergeben sich nun für den Zuhörer Informationen, die mit der Realität kaum noch etwas zu tun haben.
1. DIE Männer sind schuld. Alle Männer? (Generalisierung) Der Satz wäre geneigt zur Diskriminierung von Männern in jedem Bereich aufzurufen. So wie es jahrhundertelang mit Frauen gemacht wurde und teils immer noch gemacht wird.

2. Durch Verschweigen (Tilgung) der Tatsache, daß (wie im original Werbespot richtig erwähnt) 90 % der Banker Männer sind, kann leicht ein Bild entstehen, in dem bei einer vom Zuhörer angenommenen 50 – 50 Verteilung der Bankerjobs zwischen Männern und Frauen die Männer alles falsch, die Frauen alles richtig gemacht haben.

Nun habe ich ja einen Satz selber konstruiert (mir aus den Fingern gesogen), der so in Nachrichtensendungen niemals gesagt wird. Ist dies alles also nur ein reines Gedankenexperiment darüber, wie es vielleicht sein könnte?

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Hier einige Beispiele, wie in MSM und Politik gearbeitet wird:
1. Verzerrung: Statistiken und Forschungsergebnisse. Bei sehr vielen Informationen, die uns erreichen, beruft man sich auf Statistiken. Dazu sollte man wissen, daß diese von jemandem in Auftrag gegeben und bezahlt werden. Vielleicht ist es nicht ganz abwegig zu vermuten, daß derjenige, der die Musik bestellt, auch bestimmt was sie spielt ? Um mal ein ganz banales Beispiel zu nehmen, Unfallstatistiken und Alkohol am Steuer: „Nur 12 % aller Autounfälle sind durch den Konsum von Alkohol entstanden. Somit sind 88 % aller Autounfälle durch stocknüchterne Verkehrsteilnehmer entstanden. Daraus ergibt sich, daß die nüchternen Autofahrer eine Gefahr für die Menschheit darstellen! Derzeit wird über eine Gesetzesänderung spekuliert, die jeden Autofahrer dazu verpflichten soll, während der Fahrt einen Blutalkoholspiegel von mindestens 1,0 Promille zu haben.“ Sehr witzig, ich weiß. Wenn allerdings die Mehrheit der Meinungsmacher davon überzeugt wäre, daß Alkohol am Steuer gut ist, würden die Schlagzeilen genau so lauten.
Neueste Forschungsergebnisse werden uns auch immer wieder präsentiert, um unsere Meinung zu bilden. Auch für diese gilt das selbe wie für Statistiken: Wer die Musik bestellt, bestimmt was sie spielt.

1a. Tilgung: In Meldungen erscheinen absolute Zahlen ohne Angabe der dazugehörigen Relation (z. B. in Prozent)  „1.641.984 Menschen in Deutschland rauchen Zigaretten ohne Filter“ Die riesige Zahl kann leicht darüber hinwegtäuschen, daß das gerade mal 2 % der Deutschen sind.

1b. Tilgung: 10 Leute werden befragt, 2 davon vertreten die gewünschte Meinung. Es darf geraten werden, wer zitiert wird.

1c. Verzerrung: Bei einer repräsentativen Umfrage bei Jugendlichen zwischen 12 und 20 Jahren nach ihrem Alkoholkonsumverhalten läßt sich die Statistik wunderbar verschieben. Je nach erwünschtem Ergebnis werden 90% 12-jährige oder eben 90% 20-jährige befragt. Wie ist das noch mal mit dem berühmten Warenkorb, nach dem die Teuerungsrate errechnet wird? Durch Selektion der aufgenommenen Waren läßt sich das Ergebnis ganz wie gewünscht beeinflussen.

2. Verzerrung: Verwischen von Korrelation und Kausalität. In den letzten 100 Jahren ist in Deutschland die Zahl der Störche stetig zurückgegangen. Statistiken belegen auch, daß in den letzten 100 Jahren die Geburtsraten hierzulande stetig sanken. Da haben wir den Beweis, daß Kinder eben DOCH von Störchen gebracht werden. Es gibt reichlich Fälle in denen aus Korrelationen einfach mal schnell eine Kausalität gebastelt wird, die uns dann als erwiesen vorgestellt wird.

3. Tilgung: Wieder ein Beispiel aus der Werbung, das aber auch in den MSM durchaus praktiziert wird: „Actimel aktiviert Abwehrkräfte“ Nein, ich meine jetzt nicht die Alliteration. Hier wird schlicht und ergreifend eine Kleinigkeit verschwiegen: Actimel stärkt das Immunsystem nur ähnlich gut wie ein herkömmlicher Naturjoghurt. Dafür gab es dieses Jahr den „goldenen Windbeutel“ für die dreisteste Werbelüge. Obwohl es gar keine Lüge war, nur ein Verschweigen. In Politik und MSM ist genau das gängige Praxis.

4. Generalisierung: die immer wieder in Gewaltstatistiken oder Lernversager-Statistiken erwähnten „Jugendlichen mit Migrationshintergrund“. In dem man Jugendliche aus dem muslimischen Kulturbereich (vor allem arabisch und türkisch) zu Jugendlichen mit Migrationshintergrund verallgemeinert, fallen für den Zuhörer schnell auch deutschstämmige jugendliche Spätaussiedler sowie jugendliche Chinesen, Vietnamesen, Japaner und Jugendliche aus den westeuropäischen Nachbarländern in den Bereich gewalttätiger integrationsresistenter Lernverweigerer, was schlichtweg falsch ist.

5. Verzerrung: Aus der Bibel entlehnt ist folgende nur allzu beliebte Methode: „Wer nicht für mich ist, ist gegen mich. Und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut“. Konkrete Beispiele: Holocaustleugnung: Wer den Holocaust auch nur in Frage stellt oder kritische Fragen dazu stellt, ist sofort ein Holocaustleugner. Und als solcher ist er automatisch Antisemit. Überhaupt wird im K(r)ampf gegen rechts gerne auf diese Methode zurückgegriffen. Oft auch gemeinsam mit Generalisierung, wie z. B. bei den Kriminalstatistiken, in denen jedes irgendwo hingeschmierte, als rechtsextrem eingeordnete Symbol als rechtsextreme Straftat auftaucht – unabhängig davon, wer der Verursacher war (den man meistens nicht ermitteln kann). Schmiert also ein Linksextremist oder ein betrunkener Teenie, der nur seine Clique beeindrucken möchte, irgendwo Hakenkreuze an eine Wand, ist das eine rechtsextremistische Straftat.
Vorratsdatenspeicherung / Onlinedurchsuchungen: Wer dagegen ist, hat sicher etwas zu verbergen. Oder anders herum: wer nichts zu verbergen hat, kann da doch nicht dagegen sein.
Zensur im Internet: Wer sich dagegen auflehnt, muß ein Kinderschänder sein. Denn nur darum wird ja angeblich zensiert. Hier haben wir wieder zusätzlich zur Verzerrung eine Generalisierung, denn wer Kinderpornographie konsumiert, wird in diesem Fall schnell zum aktiven Kinderschänder. Meiner Meinung nach ist das ein gewaltiger Unterschied.

6. Tilgung: Bei einer Epidemie kamen xxx Menschen ums Leben. Dies zeigt uns, wie bedrohlich diese Epidemie ist. Getilgt wird die Information ob es sich bei den Opfern vielleicht um bereits geschwächte, immunsuprimierte, alte, hungernde Menschen handelte. Gleiches gilt für Erdbeben und Tornados. Oft wird uns die Information vorenthalten, daß es sich bei den zerstörten Häusern um wackelige Holzhütten oder Schlimmeres handelt. Die Stabilität der Gebäude ändert zwar nichts an der Zahl der Todesopfer, ist aber hauptsächlich für diese verantwortlich.

7. Einen ganz besonderen Punkt bildet das programmierte Denken. Hier werden durch Konditionierung bestimmte Programme in unsere Innenwelt geladen, die sich quasi auf Knopfdruck (also durch Reizwörter oder –bilder) aktivieren lassen. Auch wenn das jetzt wie eine Verschwörungstheorie oder zumindest ein Teil davon klingt, es findet täglich tatsächlich statt. Angefangen in den Schulen wo die Programme geladen und installiert werden (dafür gibt es in Deutschland als dem einzigen europäischen Land die strenge Schulbesuchspflicht) hin zu TV, Radio und Zeitungen, die per Knopfdruck auf diese Programme zugreifen und sie aktivieren. Über die Wirkungsweise, Anwendung aber auch Gegenmaßnahmen gibt es sehr gute Erklärungen bei dem runden Tisch Berlin, und in der Illuminatus-Trilogie von R. A. Wilson. Wie diese Programmierung und deren Abruf in der heutigen Praxis funktionieren, kann man sehr schön im Artikel von Chris Vigelius auf ef-online unter „Der Fnord am Wannsee“ nachlesen.

Zum Schluß ein kleiner Trost: Niemand ist gezwungen, auf die Manipulationen der Wahrheit durch Politik und MSM hereinzufallen. Da hier die selben Methoden angewandt werden, die auch unser allereigenster Zensor benutzt, wirken auch die selben Gegenmaßnahmen: Interesse, Achtsamkeit und Offenheit. Informationen auch aus anderen Quellen suchen, finden und verwerten, dafür gibt es das Internet, Bücher, Filme und Gespräche mit Mitmenschen. Gedankenexperimente, Paradigmenwechsel, sich in andere hineinversetzen, Humor und Spiele machen und halten den Geist flexibel und offen. Dann ist da noch eine bestimmte Frage, die unsere Wahr-nehmung sehr stärken kann. Bei all den Informationen, mit denen wir gefüttert werden, sollten wir uns (und andere) immer wieder fragen: „compared to what?“ Also „im Vergleich wozu?“ oder „in welcher Relation / in welchem Kontext?“ Zwar kann man mit dieser Frage sein näheres Umfeld an den Rande der Verzweiflung treiben, aber sie sorgt für so manche überraschenden Erkenntnisse, Einsichten und Horizonterweiterungen. Diese eine kleine Frage ist für mich mittlerweile so selbstverständlich und wichtig geworden, wie für ein Kind das „Warum?“.

Und nicht vergessen: Selber denken macht schlau!

Nachtrag 05.Jun.2009: Eben bei Thousand Sunny gefunden: Eine wunderbare Ergänzung zu diesem Eintrag, den ich euch nicht vorenthalten möchte.