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Und einmal in 4 Jahren …

Nun ist es wieder vollbracht. Die Stimmen sind abgegeben, wir haben nichts mehr zu sagen. Wie denn auch ohne Stimme? Wer keine Stimme mehr hat, wird eben nicht gehört. So einfach ist das. Also, ab an die Melkmaschine und das Heu gefressen, daß uns großzügigerweise vorgeworfen wird. Ziegen dürfen dabei gerne meckern, Rindviecher muhen. Es spielt keine Rolle.

Ich für meinen Teil nehme diesen alle vier Jahre vorkommenden Ausbruch an Demokratie mal zum Anlaß, über selbige zu schreiben.
Wie wir ja alle von klein auf gelernt haben, leben wir in einer Demokratie. Was Demokratie bedeutet, haben wir auch irgendwann mal gelernt: Das Volk regiert, oder die Macht geht vom Volke aus. Klingt doch toll, oder? Das Volk entscheidet, was mit ihm geschieht. Auch daß Demokratie das bestmöglichste Regierungssystem ist, wurde uns eingebläut. Nicht etwa im Religionsunterricht, wo Glaubensfragen eigentlich hingehören – und um genau so eine Glaubensfrage handelt es sich hierbei – sondern in Sozialkunde, Geschichte und weiteren Fächern. Eine reine Glaubensfrage, eine Weltanschauung wurde uns als feststehendes Faktum, als unumstößliche Tatsache verkauft. Sei’s drum, wer es oft genug brav repetiert hat, wurde dann auch mit einem entsprechenden Abschluß belohnt. Hinterfragen oder gar Zweifeln unerwünscht.

Lassen wir mal einfach diese Glaubensfrage außen vor, ob Demokratie nun gut ist oder nicht und widmen uns der Demokratie an sich. Wenn nun wirklich das Volk bestimmt, wo’s langgeht, wofür brauchen wir eigentlich Politiker? Um zu bestimmen, wo’s lang geht natürlich. In den meisten Fällen gegen den Willen des Volkes. Aber wie soll das denn gehen, wenn doch per definitionem die Macht vom Volke ausgeht? Ganz einfach: Mann verpaßt dem ganzen falschen Spiel einfach einen schicken Namen, in dem natürlich der geheiligte Begriff „Demokratie“ beinhaltet ist: Die parlamentarische Demokratie. Und weil es so schön klingt, und der Hauptbegriff ja darin enthalten ist, bringt man den armen kleinen Untertanen-Würstchen jetzt von klein auf bei, daß eben die parlamentarische Demokratie die bestmöglichste Regierungsform ist. Friß oder stirb.

Im Klartext bedeutet diese parlamentarische Demokratie, daß man als Würstchen jemanden wählt, der für einen die Entscheidungen trifft. Man selber wäre ja hoffnungslos damit überfordert, wirklich für alle wichtigen Bereiche selber eigene Entscheidungen zu treffen und auch dazu zu stehen. Das war zwar nicht immer so, aber es läßt sich antrainieren. Man muß nur früh genug damit beginnen. Dafür haben wir Schulen und eine entsprechende Schulpflicht. Nicht, daß am Ende noch jemand wirklich mündig wird. Es reicht völlig, wenn man entscheidet, wer für einen entscheiden soll,  wenn man also seinen eigenen Vormund wählt, weil man ja selber unmündig ist und es auch bleiben wird muß. Frei wählen darf man diesen Vormund auch nicht, vielmehr muß man aus einer Liste mit vorgegebenen Personen eine herauspicken, die dann der Vormund wird. Um uns Würstchen die Illusion einer wirklich freien Entscheidung aufrecht zu erhalten, dürfen wir alle 4 Jahre einmal eine Person aus dieser Liste als Vormund auswählen. Daran wäre an sich ja auch nichts auszusetzen. Jeder Mensch hat schließlich das Recht einen Führer oder eben Vormund für sich selber zu wählen.

Was für freie und mündige Menschen aber völlig unverständlich sein müßte, ist die Tatsache, daß einige Menschen für andere Menschen gegen deren Willen Führer bestimmen. Aus libertärer Sicht absolut untragbar. Und genau das tut man bei der Wahl einer Regierung. Man bestimmt, wer in den nächsten Jahren anderen Menschen vorschreiben soll, was die zu tun und zu lassen haben.

Um dem „I“ nun noch sein berühmtes Tüpfelchen aufzusetzen und für alle demokratiegläubigen Würstchen, die das immer noch toll finden, weil ja immerhin die Mehrheit bestimmt, wer regiert und die Minderheit sich dem eben beugen muß, hier mal ein paar knallharte Zahlen zu der berüchtigten Mehrheit, die voraussichtlich für die nächsten 4 Jahre die Regierung bilden wird.

Bei der letzten Bundestagswahl hatten wir hier in Deutschland 62.132.442 Wahlberechtigte.

Davon haben gerade mal 70,8 % gewählt.
Von diesen wiederum haben 1,7 % ihre Wahlzettel ungültig gemacht. Ob aus Unwissen oder mit Absicht sei mal dahin gestellt.

Bleiben unter dem Strich 69,1 % der wahlberechtigten Bürger, die wirklich ihre Stimme abgegeben haben. Unten in der Tabelle seht ihr in der linken Spalte die offiziellen Zahlen, in der rechten Spalte die tatsächlichen Prozent der Wahlberechtigten:

Partei Stimmen in % reale Stimmen in %
CDU 27,3 18,9
CSU 6,5 4,5
SPD 23 15,9
FDP 14,6 10,1
LINKE 11,9 8,2
GRÜNE 10,7 7,4
Sonstige 6,0 4,1
     
Regierung
CDU + CSU + FDP
48,4 33,4

Die zukünftige Regierung wurde also nicht, wie immer wieder fälschlicherweise behauptet, von der Mehrheit, sondern gerade mal von einem Drittel der wahlberechtigten Bürger dieses Landes gewählt. Ein Drittel der Bevölkerung bestimmt also nach den heutigen Spielregeln, wer sie und auch die restlichen zwei Drittel des Volkes regieren soll.
Vielleicht denkt mal der eine oder andere noch einmal über das indoktrinierte Schulwissen über die Demokratie und vor allem die parlamentarische Demokratie nach.

Mag sein, daß der Standpunkt „man muß sich dem Diktat der Mehrheit beugen“ für manche Menschen vertretbar ist.
Wie ist es aber mit der Realität: „man muß sich dem Diktat einer Minderheit von einem Drittel beugen“?

Nennen wir das Kind doch einfach mal beim Namen: Wenn eine Minderheit über die Mehrheit herrscht, ist das keine Demokratie mehr, dann ist es eine Diktatur.
In diesem unseren Lande ist es eine theokratische Diktatur. Und ob das wirklich die beste Regierungsform aller Zeiten ist, nun ja, das möge jeder für sich entscheiden.

Zum Schluß noch eine Definition für die Demokratie selber:
Demokratie ist, wenn zwei Wölfe und ein Schaf über die nächste Mahlzeit abstimmen.

In good old germany stimmen drei Wölfe in einem Stall mit sechs Schafen über die nächste Mahlzeit ab und erklären den Schafen anschließend, es sei ihr eigener Wille gewesen. Schließlich durften sie während der Abstimmung ja blöken, und sie haben klar, deutlich und unmißverständlich „määäh“ gesagt.