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Und einmal in 4 Jahren …

Nun ist es wieder vollbracht. Die Stimmen sind abgegeben, wir haben nichts mehr zu sagen. Wie denn auch ohne Stimme? Wer keine Stimme mehr hat, wird eben nicht gehört. So einfach ist das. Also, ab an die Melkmaschine und das Heu gefressen, daß uns großzügigerweise vorgeworfen wird. Ziegen dürfen dabei gerne meckern, Rindviecher muhen. Es spielt keine Rolle.

Ich für meinen Teil nehme diesen alle vier Jahre vorkommenden Ausbruch an Demokratie mal zum Anlaß, über selbige zu schreiben.
Wie wir ja alle von klein auf gelernt haben, leben wir in einer Demokratie. Was Demokratie bedeutet, haben wir auch irgendwann mal gelernt: Das Volk regiert, oder die Macht geht vom Volke aus. Klingt doch toll, oder? Das Volk entscheidet, was mit ihm geschieht. Auch daß Demokratie das bestmöglichste Regierungssystem ist, wurde uns eingebläut. Nicht etwa im Religionsunterricht, wo Glaubensfragen eigentlich hingehören – und um genau so eine Glaubensfrage handelt es sich hierbei – sondern in Sozialkunde, Geschichte und weiteren Fächern. Eine reine Glaubensfrage, eine Weltanschauung wurde uns als feststehendes Faktum, als unumstößliche Tatsache verkauft. Sei’s drum, wer es oft genug brav repetiert hat, wurde dann auch mit einem entsprechenden Abschluß belohnt. Hinterfragen oder gar Zweifeln unerwünscht.

Lassen wir mal einfach diese Glaubensfrage außen vor, ob Demokratie nun gut ist oder nicht und widmen uns der Demokratie an sich. Wenn nun wirklich das Volk bestimmt, wo’s langgeht, wofür brauchen wir eigentlich Politiker? Um zu bestimmen, wo’s lang geht natürlich. In den meisten Fällen gegen den Willen des Volkes. Aber wie soll das denn gehen, wenn doch per definitionem die Macht vom Volke ausgeht? Ganz einfach: Mann verpaßt dem ganzen falschen Spiel einfach einen schicken Namen, in dem natürlich der geheiligte Begriff „Demokratie“ beinhaltet ist: Die parlamentarische Demokratie. Und weil es so schön klingt, und der Hauptbegriff ja darin enthalten ist, bringt man den armen kleinen Untertanen-Würstchen jetzt von klein auf bei, daß eben die parlamentarische Demokratie die bestmöglichste Regierungsform ist. Friß oder stirb.

Im Klartext bedeutet diese parlamentarische Demokratie, daß man als Würstchen jemanden wählt, der für einen die Entscheidungen trifft. Man selber wäre ja hoffnungslos damit überfordert, wirklich für alle wichtigen Bereiche selber eigene Entscheidungen zu treffen und auch dazu zu stehen. Das war zwar nicht immer so, aber es läßt sich antrainieren. Man muß nur früh genug damit beginnen. Dafür haben wir Schulen und eine entsprechende Schulpflicht. Nicht, daß am Ende noch jemand wirklich mündig wird. Es reicht völlig, wenn man entscheidet, wer für einen entscheiden soll,  wenn man also seinen eigenen Vormund wählt, weil man ja selber unmündig ist und es auch bleiben wird muß. Frei wählen darf man diesen Vormund auch nicht, vielmehr muß man aus einer Liste mit vorgegebenen Personen eine herauspicken, die dann der Vormund wird. Um uns Würstchen die Illusion einer wirklich freien Entscheidung aufrecht zu erhalten, dürfen wir alle 4 Jahre einmal eine Person aus dieser Liste als Vormund auswählen. Daran wäre an sich ja auch nichts auszusetzen. Jeder Mensch hat schließlich das Recht einen Führer oder eben Vormund für sich selber zu wählen.

Was für freie und mündige Menschen aber völlig unverständlich sein müßte, ist die Tatsache, daß einige Menschen für andere Menschen gegen deren Willen Führer bestimmen. Aus libertärer Sicht absolut untragbar. Und genau das tut man bei der Wahl einer Regierung. Man bestimmt, wer in den nächsten Jahren anderen Menschen vorschreiben soll, was die zu tun und zu lassen haben.

Um dem „I“ nun noch sein berühmtes Tüpfelchen aufzusetzen und für alle demokratiegläubigen Würstchen, die das immer noch toll finden, weil ja immerhin die Mehrheit bestimmt, wer regiert und die Minderheit sich dem eben beugen muß, hier mal ein paar knallharte Zahlen zu der berüchtigten Mehrheit, die voraussichtlich für die nächsten 4 Jahre die Regierung bilden wird.

Bei der letzten Bundestagswahl hatten wir hier in Deutschland 62.132.442 Wahlberechtigte.

Davon haben gerade mal 70,8 % gewählt.
Von diesen wiederum haben 1,7 % ihre Wahlzettel ungültig gemacht. Ob aus Unwissen oder mit Absicht sei mal dahin gestellt.

Bleiben unter dem Strich 69,1 % der wahlberechtigten Bürger, die wirklich ihre Stimme abgegeben haben. Unten in der Tabelle seht ihr in der linken Spalte die offiziellen Zahlen, in der rechten Spalte die tatsächlichen Prozent der Wahlberechtigten:

Partei Stimmen in % reale Stimmen in %
CDU 27,3 18,9
CSU 6,5 4,5
SPD 23 15,9
FDP 14,6 10,1
LINKE 11,9 8,2
GRÜNE 10,7 7,4
Sonstige 6,0 4,1
     
Regierung
CDU + CSU + FDP
48,4 33,4

Die zukünftige Regierung wurde also nicht, wie immer wieder fälschlicherweise behauptet, von der Mehrheit, sondern gerade mal von einem Drittel der wahlberechtigten Bürger dieses Landes gewählt. Ein Drittel der Bevölkerung bestimmt also nach den heutigen Spielregeln, wer sie und auch die restlichen zwei Drittel des Volkes regieren soll.
Vielleicht denkt mal der eine oder andere noch einmal über das indoktrinierte Schulwissen über die Demokratie und vor allem die parlamentarische Demokratie nach.

Mag sein, daß der Standpunkt „man muß sich dem Diktat der Mehrheit beugen“ für manche Menschen vertretbar ist.
Wie ist es aber mit der Realität: „man muß sich dem Diktat einer Minderheit von einem Drittel beugen“?

Nennen wir das Kind doch einfach mal beim Namen: Wenn eine Minderheit über die Mehrheit herrscht, ist das keine Demokratie mehr, dann ist es eine Diktatur.
In diesem unseren Lande ist es eine theokratische Diktatur. Und ob das wirklich die beste Regierungsform aller Zeiten ist, nun ja, das möge jeder für sich entscheiden.

Zum Schluß noch eine Definition für die Demokratie selber:
Demokratie ist, wenn zwei Wölfe und ein Schaf über die nächste Mahlzeit abstimmen.

In good old germany stimmen drei Wölfe in einem Stall mit sechs Schafen über die nächste Mahlzeit ab und erklären den Schafen anschließend, es sei ihr eigener Wille gewesen. Schließlich durften sie während der Abstimmung ja blöken, und sie haben klar, deutlich und unmißverständlich „määäh“ gesagt.

 

Und willst du nicht mein Bruder sein, ….

…dann schlag ich dir den Schädel ein.
Dieses Motto des Kommunismus erobert jetzt auch unsere viel-gerühmte Demokratie. Zwar mit anderem Wortlaut, aber dem selben Sinn: „Demokratie ohne Demokraten funktioniert nicht“. Na, so was. Und wenn nun einmal das Wählen angeblich und nach offiziellem Glauben eine Demokratie ausmacht, und die Leute nicht wählen wollen, dann muß man sie eben zwingen. Also, immer her mit der Wahlpflicht. Ein weiteres, wunderbares Oxymoron. Die Pflicht, etwa zu wählen – der Zwang, ein Recht in Anspruch zu nehmen. Eine weitere äußerst seltsame Blüte der Schein-Demokratie. Aber passend zu dem Dreifach-Oxymoron „sozialer Rechts-Staat“.
Als eigentlicher Fan von Oxymora liebte ich schon als Kind das weit bekannte Gedicht(dessen etwas aufwändigere Version ich jetzt unbedingt mal los werden möchte):

Dunkel war’s, der Mond schien helle,
schneebedeckt die grüne Flur,
lautlos brüllte die Natur,
als ein Wagen blitzeschnelle
langsam um die runde Ecke fuhr.
Drinnen saßen stehend Leute,
schweigend ins Gespräch vertieft,
als ein totgeschossener Hase
auf der Sandbank Schlittschuh lief.
Und der Wagen fuhr im Trabe,
rückwärts einen Berg hinauf.
Droben zog ein alter Rabe,
gerade eine Turmuhr auf.
Ringsherum herrscht tiefes Schweigen
und mit fürchterlichem Krach
spielen in des Grases Zweigen
zwei Kamele lautlos Schach.
Und auf einer roten Bank,
die blau angestrichen war,
saß ein blondgelockter Knabe
mit kohlrabenschwarzem Haar.
Neben ihm ’ne alte Schachtel,
zählte kaum erst sechzehn Jahr,
kaute eine Buttersemmel,
die mit Schmalz bestrichen war.
Droben auf dem Apfelbaume,
der sehr süße Birnen trug,
hing des Frühlings letzte Pflaume,
und an Nüssen noch genug.
Von der regennassen Strasse
wirbelte der Staub empor.
Und ein Junge bei der Hitze
mächtig an den Ohren fror.
Beide Hände in den Taschen.
hielt er sich die Augen zu.
Denn er konnte nicht ertragen,
wie nach Veilchen roch die Kuh.
Dieses dichtete der Goethe
als er eines Morgens späte
schlafend auf dem Nachttopf saß
und den Münchner Merkur las.

Als er laut denkend herausfand,
wie er seiner Wahlpflicht gar
im sozialen Rechtsstaat Deutschland
nachkommen konnte. Und zwar
durch das Ankreuzen mit roten
Blümchen in hellblauer Schrift
deren Tinte – trotz Verboten –
grün herausschießt aus dem Stift.

Danke, Herr Thießen, für die Inspiration der Fortführung dieses wunderbaren Gedichtes.

Schalten wir doch mal kurz wieder unser Gehirn ein und überlegen, wie sich eine Wahlpflicht durchsetze ließe. Die Antwort ist eigentlich klar: Gar nicht. Alles was sich durchsetzen ließe, wäre eine Pflicht, sich in eine Anwesenheits-Liste bei den Wahllokalen einzutragen. Soll die Wahl weiter geheim und frei bleiben, wird nichts und niemand kontrollieren können, ob jemand wirklich ein Kreuzchen auf den Zettel macht, oder gar mehrere Kreuzchen, oder ein paar schöne Bildchen malt.
Nein, nicht einmal eine Pflicht, sich in eine Anwesenheits-Liste bei den Wahllokalen einzutragen könnte man durchsetzen, denn es gibt ja noch Krankheiten, oder Ortsabwesenheiten aus wichtigem Grund, die den Gang zur Urne verhindern können. Klar, dafür gibt es die Möglichkeit der Briefwahl. Aber kann man vorher ahnen, daß man just am Wahltag von schrecklicher Übelkeit und Magenkrämpfen gebeutelt wird? Konsequenterweise müßte man dann noch eine Möglichkeit der Briefwahl NACH der Wahl einführen. Und wie lange setzen wir die Frist dafür? Könnte ja jemand gerade für längere Zeit verreist sein. Ach so, wir leben ja in einer Demokratie, also liegt die Lösung ganz nahe: Verbote von Reisen jeglicher Art, Ortsabwesenheit und auch von Krankheiten am Wahltag. Die angestrebte Wahlpflicht hat über jedem individuellen und persönlichen Recht des Einzelnen zu stehen. Und auch über jeder höheren Gewalt. Schließlich heißt es nicht umsonst: „Ich bin die Demokratie, dein Gott. Du sollst keine anderen Rechte haben neben mir.“

Übrigens, Herr Thießen: als braver und gut dressierter Bürger bin ich meiner (noch nicht vorhandenen) Wahlpflicht bisher immer nachgekommen. Will heißen, ich habe schon immer etwas auf die schönen Zettel, die mir zugeschickt wurden, gezeichnet. Mal einfarbig, mal bunt – mal mehr und mal weniger kreativ, immer ganz nach Lust und Laune am jeweiligen Tag. Werde ich auch weiterhin so handhaben.
Das Lustige dabei ist, daß ich mich dabei in einer Art Niemandsland bewege. Jemand, der seinen Wahlzettel ungültig macht, wird bei der Wahlbeteiligung als Beteiligter gezählt, trotzdem wird seine Stimme nicht mitgezählt. Warum soll ich meine Stimme denn auch abgeben? Ich brauche sie noch und ich benutze sie selber.
Vor diesem Hintergrund noch eine kleine Anmerkung: Die katastrophale Wahlbeteiligung von nur 43,3 % ist noch ein kleines bißchen kleiner. Bei diesen 43,3% sind nämlich 2,2 % ungültige Stimmen dabei, also ist die effektive Wahlbeteiligung gerade mal 41,1%. An dieser Stelle herzlichen Dank an eifrei, die auch die ungültigen Stimmen aufgelistet haben.

Leute, behaltet eure Stimmen, ihr braucht sie vielleicht auch noch mal. Wer seine Stimme abgibt, braucht sich nicht wundern, daß er anschließend nichts mehr zu sagen hat. Hach, ich liebe Wortspiele – fast so sehr wie Oxymora.

Beliebtheitswettbewerbe

Sie sind ja zur Zeit sehr in Mode, diese Beliebtheitswettbewerbe. Superstars, Supertalente, Supernudeln Topmodels, Superschauspieler, Supermagier und was weiß ich noch alles. Die Sendungen schießen wie Pilze aus dem TV-Boden und sie kommen offenbar unheimlich gut an beim Publikum. Ich vermute, es ist die Interaktivität dieser Sendungen, die sie so beliebt machen. Der Zuschauer ist dabei nicht mehr nur Zuschauer, sondern auch Schiedsrichter. Michel darf mitbestimmen, wer gewinnt.  Er wird nach seiner Meinung gefragt, darf  per Anruf wählen wer gewinnen soll – oder zumindest glaubt er das. Der ansonsten fast völlig entmündigte Bürger hat hier endlich mal die Chance wenigstens das Gefühl zu haben, es liege an ihm und an seiner Stimme zu entscheiden, wer gewinnt. Ist es nicht toll Macht zu haben, etwas zu sagen zu haben, mitbestimmen zu dürfen. Selbst bei den Sendungen in denen nur eine Jury den Sieger bestimmt, kann Michel sich einbringen:
Ist sein Urteil richtig, tut das dem Selbstwertgefühl unglaublich gut.
Ist das eigene Urteil falsch, kann man sich stundenlang über die Dummheit und Inkompetenz der Jury auslassen. Man selber würde es sicher wesentlich besser machen.

Rufen wir uns jetzt mal die Hauptaufgaben der Medien kurz wieder in Erinnerung:
1. Das Prinzip der Ruhigstellung des Volkes durch „Brot und Spiele“ zu gewährleisten, in dem sie den Faktor Spiele abdecken.
2. Das Aktivieren unserer indoktrinierten Programme durch Drücken der entsprechenden Knöpfe.

Was hier in den ganzen Super-Sendungen stattfindet, ist nichts anderes als ein Trainingsprogramm für den entmündigten Bürger, der in den letzten Jahren immer mehr beschlossen hat sich auch entsprechend zu verhalten und seine Stimme nicht mehr abzugeben, wenn er dazu aufgefordert wird. Wir werden für die richtig wichtigen Beliebtheitswettbewerbe trainiert, die dieses Jahr wieder auf uns zukommen. Der erste gleich am Samstag: der „Eurovision Clown Contest“. Zwar nicht durch Anrufen einer teuren Telefonnummer sondern durch Malen eines Kreuzchens auf einen Stimmzettel. Bleibt nur zu hoffen, daß Michel mittlerweile durch unzählige Wahlen per Anruf (wer kommt weiter in die nächste Sendung? Wer muß zur Dschungel-Prüfung? Wer fliegt raus und muß das Haus verlassen?) endlich kapiert hat, daß es auf seine Stimme ankommt. Er kann wirklich etwas entscheiden, hat wirklich etwas zu sagen, kann mitbestimmen. Wenn er das nur endlich, endlich begriffen hätte.

Im September dann der nächste richtig wichtige Beliebtheitswettbewerb: „Deutschland sucht die Supermelker“. Da dürfen und sollen wir dann selbst bestimmen, wer uns die nächsten vier Jahre kontrollieren, gängeln, bevormunden, bedrohen und bestehlen darf. Auch hier, bitte nicht vergessen: Deine Stimme zählt wirklich, du hast etwas zu sagen. Du darfst selber entscheiden zwischen Teufel, Satan und Beelzebub. Auch dafür wurdest du die letzten Jahre ununterbrochen trainiert in interaktiven TV-Spielen.

Unser TV hat alles getan, um die in der Schulzeit eingepflanzten Knöpfe zu drücken und die entsprechenden Programme zu starten. Falls irgendwer jetzt immer noch Zweifel hat, bitte mit mir gemeinsam repetieren:
. Die Demokratie ist die einzige legitime, gute und menschliche Regierungsform.
. Wir müssen froh sein, in einer Demokratie zu leben, in der alle Macht von uns, dem Volke ausgeht.
. Wer nicht wählt, vertut seine Chance, mitzubestimmen, wie es mit uns, unserem Leben und unseren Mitmenschen weitergeht.
. Wer nicht wählt, gibt seine Stimme automatisch denen, die er am wenigsten wählen würde (denn wer nicht für mich ist, ist gegen mich. Und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut)
. Als mündiger Bürger ist man verpflichtet ein Kreuzchen auf einem Zettel zu zeichnen, durch das man beweist, daß man in der Lage ist bei klarem Bewußtsein Kreuzchen zu zeichnen.
Das dahinter stehende Prinzip erklärt am Besten der „architect“ in Matrix reloaded:

As I was saying, she stumbled upon a solution whereby nearly 99.9% of all test subjects accepted the program, as long as they were given a choice, even if they were only aware of the choice at a near unconscious level.

Da es schon etwas länger her ist, möchte ich noch mal mein persönliches politisches Lieblingszitat hier anbringen, nur für den Fall, daß der eine oder andere es schon vergessen haben sollte. Es schildert so schön die Einstellung unserer Politiker.
Franz Müntefering (SPD): „Wir werden als Koalition an dem gemessen, was in Wahlkämpfen gesagt worden ist. Das ist unfair!“ Schließlich habe es zwischendurch die Bundestagswahl gegeben …
Ist es nicht goldig? Aber auch ohne diese herzallerliebste Einstellung gibt es vieles was man bedenken sollte, bevor man seine Stimme abgibt. Was tun wir eigentlich wirklich wenn wir wählen?

Wir bestimmen jemanden, der für uns sprechen soll.
Wir bestimmen jemanden, der in unserem Namen Entscheidungen treffen soll: über uns selbst sowie über unsere Mitmenschen, Nachbarn, Kollegen, Freunde und Feinde. Entscheidungen darüber
1. wieviel Geld uns und unseren Mitmenschen zukünftig gestohlen werden soll.
2. was mit dem von uns gestohlenen Geld passieren soll und wofür es verwendet wird.
3. welchen Menschen mehr und welchen Menschen weniger Geld gestohlen werden soll.
4. welche Menschen mehr und welche weniger des gestohlenen Geldes erhalten sollen.
5. Wann, wie und wofür sie das erhaltene Geld einsetzen sollen.
6. Wieviel des von uns gestohlenen Geldes uns in welcher Form zurückgegeben werden soll.
7. was wir tun, sagen, schreiben, denken und glauben sollen.
8. was wir nicht tun, sagen, schreiben, denken und glauben dürfen.
9. wie wir mit unserem Leben, unserer Gesundheit, unserer Freiheit und unserem Eigentum umzugehen haben.
10. wann und in welchem Maße wir von wem überwacht und kontrolliert werden sollen.

Viele können sich sicher noch erinnern wie es in der Kindheit und Jugendzeit war, als man sich nichts sehnlicher wünschte als endlich erwachsen zu werden, um nicht mehr bevormundet zu werden und seine Entscheidungen selber treffen zu können. „Tu dies nicht“, „tu das nicht“, „wie sagt man da?“, „zieh dir Socken an, du erkältest dich“, „komm sofort da runter, du fällst sonst“, „jetzt ab ins Bett und keine Widerrede“, „spätestens um 22:00 bist du zu Hause“, „die Typen sind kein Umgang für dich“, „sei nicht so frech“, „gegessen wird, was auf den Tisch kommt“, „solange du deine Füße unter meinen Tisch…“, etc.
Dann irgendwann: endlich erwachsen, jetzt kann ich selber entscheiden. Keine Zwänge, keine Bevormundung mehr, essen, wenn man Hunger hat; schlafen, wenn man müde ist; anziehen, was man möchte; selber entscheiden, ob man friert oder nicht, wohin man geht, wann man kommt, mit wem man Umgang pflegt.
Aber leider haben sich die Meisten inzwischen so daran gewöhnt bevormundet und gegängelt zu werden, daß sie die Selbstständigkeit und Eigenverantwortung völlig verlernt haben. Sicher, es macht Spaß selber über sich zu entscheiden. Aber dann auch die Konsequenzen dafür selber zu tragen? Das ist dann doch etwas völlig anderes. Und selbst wenn man durchaus verantwortungsbewußt ist und selber für sich entscheiden kann – da sind ja noch die Anderen. Und die können es sicher nicht. Das ist das Hauptdilemma an der ganzen, verfahrenen Situation: Jeder meint, durchaus für sich selber entscheiden zu können, gesteht diese Fähigkeit und dieses Recht aber den Anderen nicht zu. Die Anderen die brauchen jemanden, der ihnen zeigt wo ihre Grenzen sind. Die Anderen müssen von jemandem regiert werden. Die sind zu dumm zu wissen, was gut für sie ist. Ich wüßte es ja, aber auf mich hören sie ja nicht. Also wähle ich jemanden, der Macht hat und diese – falls nötig – auch mit Gewalt durchsetzen kann, der den Anderen sagt, was sie tun und lassen sollen. Dabei übersehen wir leider oft, daß diese(r) Machthaber nicht nur für und über die Anderen, sondern auch für und über uns entscheiden wird, und auch gegen uns seine Entscheidungen – falls nötig – mit Gewalt durchsetzen wird.
Wenn wir nur ein wenig wirklich objektiv nachdenken: gibt es wirklich irgend jemanden außer uns selbst, der UNSERE Interessen vertritt? Spielen wir doch mal zwei Beispiele in Gedanken durch:

Wir fahren mit dem Auto auf der Autobahn Richtung Süden. Irgendwo unterwegs steht ein Tramp an der Straße, der gerne mitgenommen werden will. Weil wir nett sind, nehmen wir ihn mit. Nachdem wir feststellen, daß unser Tramp auch nach Süden will, sollten wir ihm gleich die Schlüssen übergeben, ihn fahren lassen und es uns hinten auf dem Rücksitz bequem machen. Wir haben schließlich beide das selbe Ziel, oder? Süden halt. Also vertrauen wir doch darauf, daß unser Tramp uns mit Sicherheit zu unserem eigenen Ziel fahren wird, um dann auszusteigen und eine andere Mitfahrgelegenheit zu seinem Ziel zu suchen. Ist doch logisch, oder?

Wir müssen noch einige Einkäufe tätigen und eilen durch die Fußgängerzone. Ein Bettler am Straßenrand erscheint uns recht sympathisch. Wieso geben wir ihm nicht einfach 50 €, sagen ihm kurz, was wir brauchen oder geben ihm unseren Einkaufszettel mit, setzen uns dann ins Straßencafe, genießen einen Kaffee und warten, bis unser Bettler mit den Einkäufen wiederkommt? Mit Sicherheit wird er uns auch noch unser Restgeld fein säuberlich auszahlen und sich anschließend tierisch freuen, wenn wir ihm 1 € in seine Mütze werfen.

Wenn uns bei diesen Beispielen nun zum Lachen zu Mute ist, wieso um Alles in der Welt vertrauen wir denn dann darauf, daß irgendein wildfremder Mensch, nur weil er Politiker ist, UNSERE Interessen vertreten wird? Ist dieses Vertrauen durch irgend etwas gerechtfertigter als das in den Tramp oder den Bettler? Durch seine Kleidung, seine Frisur, sein Lächeln oder wodurch?

Hier nun noch ein nettes Video von Stef Molyneux zum Thema Wahlen, in dem er die Sache aus seiner Sicht herrlich auf den Punkt bringt. Viel Spaß damit.

Übrigens Nicht-Wählen ist keine Lösung. An einer geringen Wahlbeteiligung ist aus Prinzip das Wetter schuld. Egal, ob es zu schön oder zu schlecht ist. Nein Leute, macht bitte euer Kreuzchen, aber macht es richtig:
Entweder ganz groß über den ganzen Wahlzettel, oder aber viele kleine Kreuzchen, in jeden der schönen Kreise eines. Damit zeigt ihr erst richtig, wie gut ihr bei klarem Bewußtsein Kreuzchen zeichnen könnt. Vor Allem zeigt es, daß es nicht mangelndes Interesse oder das Wetter ist, sondern eine bewußte Entscheidung. Einer alternativen Ausschmückung des Ganzen mittels netter Textchen, Blümchen, Bienchen und Sonstigem steht nichts im Wege. Laßt eurer Kreativität freien Lauf.

Die Michelsuppe

Warum ist Freiheit eigentlich so schwer zu verstehen?

Wenn jeder seine eigene Suppe würzen darf wie er will, ist das wunderbar und jeder möchte gerne diese Freiheit haben. Gleichzeitig kommt aber die große (und irrationale) Angst auf, jeder könnte plötzlich auch die Suppe des anderen würzen. Das gehört natürlich verboten! Woher kommt diese Angst? Aus dem Nichtverstehen von Freiheit.
„Freiheit ist immer auch die Freiheit des anderen“.
Durch jahrzehntelange Indoktrinierung hat Michel völlig verlernt, was Individualität bedeutet und daß er selber ein Individuum ist. Dafür hat er gelernt, sich nur noch als Teil der Gesellschaft zu verstehen.
Die fatale Folge davon ist ein völlig verzerrtes Bild von der Freiheit, welches sich leider immer wieder subjektiv bewahrheitet. Dazu eine kleine Geschichte:

Die Michelsuppe

Da ist ein großer Topf Suppe für die Gesellschaft. Unsere Gesellschaft besteht in diesem Fall mal aus 10 kleinen Micheln. Während mit den Hauptzutaten der Suppe alle größtenteils einverstanden sind, gehen die Geschmäcker die Gewürze betreffend doch gravierend auseinander.

Nun ist es natürlich am naheliegendsten, die Suppe größtenteils ungewürzt zu lassen, damit jeder sich seinen Teil in seinem eigenen Teller würzen kann.
Genau dieser naheliegende Gedanke ist den Micheln aber im großen Kochkurs aberzogen worden. Einfach durch Nicht-Erwähnen, auch Ignoranz genannt. Und da Michel dazu neigt nur zu lernen, was der große Koch ihm beibringt, kommt er auch nicht selber auf solche Gedanken. Wären solche Gedanken richtig oder gut, hätte der große Koch sie ihm ja beigebracht, oder?
Was also machen unsere Michel nun?
Anstatt sich jeder einen Teller von der Suppe herauszuschöpfen, taucht jeder von ihnen seinen Löffel in den Topf, probiert, und stellt fest daß etwas fehlt oder etwa zu viel ist.

Michel 1 stellt fest daß etwas Salz fehlt und salzt nach.
Michel 2 stellt fest daß sie nicht scharf genug ist und pfeffert kräftig.
Michel 3 stellt fest daß sie zu salzig aber nicht scharf genug schmeckt, verdünnt sie also mit weiterem Wasser und pfeffert nochmal kräftig.
So gibt erst einmal jeder Michel seinen Beitrag in den Topf. Dann geht das Probieren von Neuem los und erstaunt stellt jeder Michel fest, daß die Suppe ja jetzt wieder – oder immer noch – völlig anders schmeckt, als er sie gewürzt hat. Also wird wieder jeder Michel seinen Beitrag zu dem Topf leisten.
So kann das jetzt noch stundenlang weiter gehen und immer wird einer der Michel etwas zu verdünnen oder nachzuwürzen finden. Irgendwann ist die Suppe vermutlich kalt und völlig ungenießbar, während die Michel immer noch mit knurrenden Mägen daran rumwürzen oder entwürzen.

Spulen wir doch mal wieder zum Anfang. Der Topf Suppe bleibt, aber einen der 10 kleinen Michel ersetzen wir durch einen .. hmmm, nennen wir ihn mal Milton. Wir haben also 9 kleine Michel, einen kleinen Milton und einen großen Topf Suppe.
Der einzige Unterschied besteht darin, daß Milton zwar auch den großen Kochkurs belegt hat, dabei aber nicht verlernt hat, selber zu denken.
Vermutlich wird Milton sich einen Teller aus dem großen Topf abschöpfen, ihn seinem Geschmack entsprechend würzen und genüßlich aufessen, während er den Micheln beim Verderben des Topfes zusieht.
Nun ist Milton der Einzige, der satt geworden ist und auch noch behauptet, die Suppe habe ihm sehr gut geschmeckt.
Die Michel, die irgendwann entnervt und verzweifelt nach massenhaften gegenseitigen Schuldzuweisungen die verdorbene Suppe weggeschüttet haben, werden ihm vermutlich nicht glauben können. Sie haben doch alle 9 festgestellt, daß die Suppe ungenießbar war. Sie sind frustriert und hungrig, und wenn sie etwas jetzt am wenigsten brauchen können, ist das ein satter und zufriedener Zeitgenosse, der ihnen noch dazu erklärt, was sie falsch gemacht haben. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf.

Bei der nächsten Suppe werden sie vermutlich versuchen, Milton daran zu hindern sich seinen Teller aus dem Topf zu holen, solange die Suppe nicht von allen kollektiv fertig gewürzt wurde. Nur um recht zu behalten und nicht an ihrer eigenen Vernunft zweifeln zu müssen.
Zuerst durch Überzeugungsarbeit mit Argumenten wie ‚Wir alle essen von der Suppe, also müssen wir sie auch gemeinsam würzen‘.
Sollte das nicht fruchten, folgt Stufe 2: ‚Du kannst die Gewürze jetzt nicht haben, um deinen Teller zu würzen. Die braucht die Gemeinschaft für den großen Topf!‘
Und wenn das auch nicht hilft, können 9 Michel einen einzelnen Milton immer noch mit Gewalt daran hindern, seinen Teller vorzeitig zu füllen. Womit wir endlich wieder bei der Demokratie wären.
Und dann wundern sich die Michel, wenn Milton zukünftig weder mit ihnen gemeinsam kocht noch ißt, sondern sich aus der herrlichen Gemeinschaft zurückzieht.

Sicher, sie könnten auch von ihm lernen, aber das werden sie vermutlich nicht. Es widerspricht doch jeder Logik, daß einer von 10 recht hat und 9 sich irren. Auch das haben sie im großen Kochkurs gelernt.