Archiv der Kategorie: Prinzip

Das Sytem (die Matrix)

Wie ja bereits in einem früheren post geschrieben, habe ich zur Zeit Zeit: viel Zeit. Und das in Zusammenhang mit einem sehr aktiven Gehirn bedeutet: viele Gedanken kommen und gehen, verweilen, lassen sich betrachten, drehen, von verschiedenen Seiten beleuchten, verschwimmen und werden wieder klar. Aufhalten lassen sie sich nicht.
Viel Zeit bedeutet auch viel Frei-Zeit. Im Sommer zieht’s mich immer raus. Zu Hause alleine am Computer sitzen fällt schwer. Also raus und ab in die Stadt: in der Fußgängerzone auf- und abbummeln, irgendwo auf nem netten Bänkchen rumsitzen oder in einem Straßencafe. Lesen, Leute beobachten und die Gedanken spielen lassen.

Was ich dabei sehe und beobachte, läuft immer wieder auf das Selbe hinaus: Hunderte – im Laufe eines Tages Tausende – Roboter die ihren Programmen folgen und Marionetten die sich an ihren unsichtbaren Seilen bewegen. Die Menschen, die ich sehe, sind zwar alle in Aussehen und Kleidung unterschiedlich und trotzdem sind sie irgendwie gleich – gleich geschaltet. Es ist wie eine Straße mit Reihenhäusern, die zwar unterschiedlich bemalte Fassaden haben, deren Beete im Vorgarten unterschiedlich bepflanzt sind und trotzdem ist bei genauerem Hinsehen die Bauweise gleich. Ja, selbst der Inhalt der Beete ist gleich, nur unterschiedlich angeordnet. Und falls man gelegentlich die Möglichkeit erhält in das eine oder andere Haus hinein zu sehen, stellt man mit Erschrecken fest, daß auch Einrichtung und Inventar überwiegend identisch sind. Verschiedene Farben, verschiedene Anordnung, aber gleicher Inhalt.
Ein weiterer Punkt, der mich dabei anspringt ist: Ich passe hier nicht rein, gehöre nicht dazu, bin erschreckend anders. Immer wieder frage ich mich: was ist mit diesen Menschen los? Was genau stimmt nicht mit ihnen?
Die Antwort ist so einfach wie klar: Mit den Menschen ist alles in bester Ordnung. Sie sind NORMAL,  genormt,  DIN-A-0815, an ein Raster angepaßt. An eine Matrix gewissermaßen.
Oh, wirklich schöne Überleitung. Die Matrix: der Film, der mich von allen Filmen, die ich in meinem bisherigen Leben gesehen habe, am meisten beeindruckt hat. Die Antwort auf meine Fragen nach dem Verhalten der Menschheit im Hier und Jetzt. Natürlich nicht im buchstäblichen Sinn. Die Menschen sind wohl kaum als etwas zu groß geratenen Batterien an ein System gekoppelt, das uns das Leben als Film vor dem geistigen Auge vorspielt. Auch haben wir nicht wirklich irgend welche Stecker im Körper. Nicht körperlich.
Vielmehr ist dieser Film eine großartige Metapher. Denn auf geistiger, mentaler Ebene ist es genau so, wie der Film es zeigt: sehe ich die Menschen hier in der Stadt, dann sehe ich im Grunde das Selbe wie in meiner ganz persönlichen Lieblingsszene.  Dem „training program“ mit der berühmten „woman in the red dress“. Hier noch mal zum Auffrischen:

Genau diese Szene beschreibt unsere heutige Realität, die Gesellschaft und das System in dem wir leben. Und wie in der Matrix gibt es Menschen, die frei sind. Sehr wenige nur, irgendwo im einstelligen Promille-Bereich. Mehr dürfen es auch nicht sein oder werden, sonst wäre das System in Gefahr. Gegen uns Wenige wehrt es sich nicht, wir sind keine wirkliche Bedrohung. Die Matrix muß nicht einmal „agents“ schicken die uns bekämpfen, denn sie weiß, daß wir gar keine Möglichkeit haben uns in gefährlichem Ausmaß zu vermehren. Wir können andere nicht „unplug“-gen. Nicht, wenn der Stecker fest genug sitzt. Und genau darauf richtet das System sein Hauptaugenmerk: den Stecker möglichst fest zu verankern, die Programme möglichst fest und unlöschbar zu installieren. Droht ein Unterprogramm auszufallen oder abzustürzen, springen zwei Unterprogramme an, um es aufzufangen und zu ersetzen. Dafür haben wir eine Schulpflicht. Mindestens 10 lange Jahre hat das System Zeit, jeden Menschen zu sozialisieren, zu erziehen, gegebenenfalls umzuerziehen. Im Klartext: Die Programme und Unterprogramme, Routinen und Subroutinen, Knöpfe und Schalter zu installieren, die einerseits für das reibungslose Funktionieren sorgen, andererseits quasi per Knopfdruck erwünschte Reaktionen auf bestimmte Reize hervorrufen. Das Senden dieser Reize übernehmen dann die Medien.
Dabei werden die Programmierer und Systemadministratoren von Jahr zu Jahr effektiver. Trotzdem fallen immer mal wieder einzelne Menschen durch das Raster. Es sind Menschen mit einem ausgeprägten (geistigen) Bewegungsdrang. Die meisten Menschen halten still. Und wer sich nicht bewegt, spürt die Ketten nicht, wie ein gutes Sprichwort besagt. Zu viel Bewegung verhindert ein zu festes Installieren der Programme und der Knöpfe. Sie werden zwar installiert, bleiben aber wackelig.
Durch wiederholtes Testen und Abfragen können die Programmierer und Systemadministratoren natürlich feststellen ob und wie fest Programme und Knöpfe sitzen. Am Ende der Programmierzeit, bei Verlasen der Fabrikhalle Schule bekommt dann jeder eine Gebrauchsanweisung und ein Zertifikat mit auf den weiteren Weg. Dieses Zertifikat Zeugnis bestimmt nun über den weiteren Einsatz und die künftige Position in der Gesellschaft. Je besser die Programmierung, desto näher darf man der Mitte der Gesellschaft kommen. Wackelkandidaten, also bewegliche Menschen mit losen Programmen bleiben am Rand.
Es bedarf keiner „agents“ um das System zu schützen. Das tun die gut programmierten Menschen schon selber. In dem sie alles was „anders“ ist und es sich anmerken läßt, ausgrenzen, ausstoßen, aus ihrer Gesellschaft ausschließen. Sie haben dafür extra Begriffe: verrückt, unnormal, asozial, am Rande der Gesellschaft, Randgruppen, Außenseiter. Die Methoden sind alt und bewährt. Auch das wird im Film „Matrix“ perfekt auf den Punkt gebracht: „ignorance is bliss“
Ignorieren, Wegsehen, Weghören. Den drei klugen Affen huldigen: nichts sehen, nichts hören, nichts sagen.

affen

Alternativ existiert eine weitere bewährte Methode: Bloßstellung. Der / die / das „Andere“ wird bloßgestellt, lächerlich gemacht, ausgelacht, durch den Kakao gezogen. Diese Methode wird bereits während der Programmierungsphase Schule von den Programmierern unzählige Male erfolgreich angewendet. Das Ergebnis: die Angst, selber bloßgestellt oder ausgelacht zu werden sorgt dafür, daß die Menschen nun selber anfangen, Abweichler und „Andere“ lächerlich zu machen und bloßzustellen. Die Rechnung geht auf: das System schützt sich selbst. Sind die entsprechenden Mechanismen erst erfolgreich installiert, funktionieren sie meistens zuverlässig für den Rest des Lebens.
Das System läßt auch Menschen wie mich leben: draußen, am Rand. Vordringen Richtung Mitte ist unter der Prämisse der Anpassung durchaus möglich. Wobei das System sehr genau zwischen echter und vorgetäuschter Anpassung zu unterscheiden weiß. Kunst ist nun einmal etwas völlig anderes als Malen nach Zahlen. Freie Bewegungen unterscheiden sich sehr stark von marionettenhaftem Reagieren auf das Ziehen von Fäden. Marionetten mögen es zwar nicht erkennen, aber sie sehen und fühlen den Unterschied, das „andere“.

Neulich nachts hatte ich mal wieder ein interessantes „Gespräch“. So etwas habe ich manchmal. Wenn ich mich gedanklich sehr intensiv mit etwas beschäftige, tauchen plötzlich Gedanken auf, die nicht meine sind. Wie ein Dialog eben. Ich denke meine Gedanken und erhalte Antwort. Verrückt? Genau, schrieb ich ja schon.
Der Tenor des Gesprächs war eigentlich eine Bestätigung des hier Geschriebenen. Mein Gesprächspartner erklärte mir, daß das System nicht mein Feind ist. Es läßt mich doch existieren, tut mir nichts, bekämpft mich nicht. Es versucht nicht einmal, mir Knöpfe und Programme zu re-installieren.
“Höre doch endlich auf, gegen das System anzukämpfen, du tust dir nur selber weh. Wenn du mit dem Kopf gegen eine Wand rennst, tut es eben weh. Die Wand bricht davon nicht ein. Findest du es klug, der Wand nun die Schuld zu geben, daß sie dir weh getan hat? Findest du es vernünftig, es beim nächsten Mal mit Helm zu versuchen? Wozu? Die Wand ist da. Sie ist nicht dein Feind. Sie ist einfach nur da, das ist alles. So ist es auch mit dem System. Akzeptiere es und es hört auf weh zu tun. Es ist, wie es ist. Es ist so, weil die Menschen es so wollen. Ja, es programmiert die Menschen, aber sie sind es doch selber, die die Programme entwickeln und perfektionieren.
Du bist zu beweglich, also bewege dich. Aber lasse die anderen Menschen drin in ihrem Raster. Sie selber wollen und brauchen das. Wenn du an den Knöpfen von jemandem wackelst, der diese Knöpfe will und braucht, wundere dich nicht, wenn er sich dagegen wehrt.
Bleibe du beweglich, aber wisse: der Raum für Bewegung ist am Rand und außerhalb. Innerhalb der Gesellschaft, innerhalb des Rasters ist kein Platz für Bewegung. Willst du rein, mußt du dich an das Raster anpassen um Platz zu finden. Willst du das nicht, bleibe draußen. So einfach ist das. Akzeptiere es und es wird die besser gehen – leichter fallen.“

Ja, ich habe es endlich begriffen. Und ich will mein möglichstes tun, meinen Frieden mit dem System zu schließen. Es stimmt, es ist nicht mein Feind. Es ist einfach da. Für andere „Wackelkandidaten“ habe ich dieses blog. Frei nach dem Motto: Ist der Schüler bereit, wird der Lehrer ihn finden. An festen Knöpfen zu wackeln ist Verschwendung und teilweise selbstverletzendes Verhalten. Es ist immer wieder ein unbeschreibliches Gefühl von Leichtigkeit und Wohlbefinden, wenn mir wieder mal ein paar Schuppen von den Augen gefallen sind. Wertvolle Erkenntnisse wollen geteilt werden: mit Allen, die daran interessiert sind.
Ich habe jetzt immer wieder vom „System“ geschrieben. Für alle, die sich fragen, was dieses System ist und die englisch können: hier eine Aufklärung von freedomainradio.com:

Mephisto reloaded

Das Possenspiel um das Wandgemälde „Chemnitz – Stadt der Moderne“ vom Künstler Benjamin Jahn Zschocke schlägt zur Zeit ganz schöne Wellen. Auf die einzelnen Taktiken und Strategien dieses neuen Kreuzzuges der PCR (Politische Korrektheit Religion) gegen Vernunft und Menschlichkeit werde ich hier nicht weiter eingehen, die betreffenden Informationen findet man u. a. bei „Deutschland kontrovers“, „Sezession“, und der „Jungen Freiheit“.

Es ist nur normal, daß solche Aktionen und Umtriebe nicht nur Konservative, sondern auch Libertäre in Aufruhr versetzen. Mir blieb beim Lesen der entsprechenden Beiträge auch erst mal die Spucke weg. Dann machte sich Wut in mir breit. Und dann schaltete sich irgendwann bei mir wieder einmal die wassermännische Logik ein, die mich an ein ganz interessantes Prinzip und einige diesbezüglich gemachte Erfahrungen erinnerte. Eine davon will ich mal kurz schildern, auch wenn sie mit der Sache an sich rein gar nichts zu tun hat, sehr wohl aber mit dem dahinterstehenden Prinzip, das ich mittlerweile sehe.

Bei einer meiner früheren Arbeitstellen, damals als Kurierfahrer, gab es nur eine einzige Möglichkeit für mich vor dem Institut, für das ich arbeitete zu parken: Behindertenparkplätze. Diese waren seinerzeit vom Institut speziell angefordert worden, damit nicht jeder X-Beliebige da einfach parken konnte, sondern nur Patienten mit einer Sondergenehmigung, die beim Institut ausgegeben wurde. Leider befanden sich die Parkplätze auf öffentlichem Grund. Ich als Fahrer der Abteilung hatte eine eigene Sondergenehmigung laut der ich 10 Minuten auf einem dieser Plätze parken durfte. Nun gehörte zu meinen Aufgaben aber nicht nur das Fahren, sondern auch viele andere Arbeiten innerhalb des Instituts, und so mußte ich eben notgedrungen oft länger dort parken. Das ging so lange gut, bis ein übereifriger städtischer Wegelagerer auf die Idee kam, neben meinem Auto stehend die Zeit zu stoppen und mir nach genau 11 Minuten einen Strafzettel zu verpassen. Erst habe ich ihn angesprochen, ihm die Situation zu erklären versucht, erst freundlich dann energisch, es hat alles nichts gebracht. Schließlich sind hierzulande die Menschen für die Gesetze da, und nicht die Gesetze für die Menschen. Vorschrift ist Vorschrift und 10 Minuten sind 10 Minuten, da kennt er nichts. Natürlich war ich stinksauer, aber da war nichts zu machen. Also begab ich mich zur städtischen Wegelagererzentrale, schilderte denen den Fall, sagte ihnen, daß ich mehr Parkzeit benötige, sie dürften gerne die Ärzte der Abteilung fragen, und erhielt eine Erweiterung der Genehmigung auf 30 Minuten.

Und was soll das Ganze jetzt? Das Prinzip, das ich meine?
Das Mephisto-Prinzip: „Ich bin ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will, und stets das Gute schafft.“ (Goethe, Faust 1)
Dieses Prinzip tritt öfter in Erscheinung, als man denkt. Man muß es nur sehen können.
So wie bei mir in oben geschildertem Fall, so wirkt es vermutlich auch in dem Fall des Chemnitzer Wandgemäldes. Mittlerweile wurde es zwar zerstört und übermalt. Es ist wirklich schade um dieses wunderschöne Bild und ich finde das durchaus traurig. Aber sehen wir uns mal die andere Seite der Medaille an: Der Künstler ist dadurch – nicht durch das Gemälde, sondern durch die politisch korrekte Posse darum – weit über die Grenzen seines bisherigen Wirkungskreises bekannt geworden. Seien wir doch mal ehrlich: Wäre er ohne das hinterhältige Vernichten seines Gemäldes jemals bei Deutschland kontrovers, Sezession, der Jungen Freiheit und vielen mehr erwähnt worden? Wie viele Menschen haben erst dadurch überhaupt von ihm gehört?

So wünsche ich dem Künstler auf diesem Wege, daß das Mephisto-Prinzip ihn für den Verlust des Gemäldes und die ihm zuteil gewordene Ungerechtigkeit vielfach entschädigen möge.